Samstag, 3. Januar 2015

Mein doch nicht so angstfreies Kind

Je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr stelle ich fest: 
Er ist so gar nicht angstfrei, wie ich es behauptet hatte. Ich kann mir nur nicht aussuchen, wovor er Angst hat.

Was außerdem 8 Wochen in dem Alter ausmachen... Eben noch schien er kindlich-unbelastet-sorglos-unbeschwert. Jetzt können wir schon eine kleine Liste führen, wovor er Angst hat:

  • Angst vor einer lebensgroßen Puppe in einer dunklen Ecke eines Restaurants (die kam im September als Erstes)
  • Angst davor, dass er sich weh tut - vor allem davor, sich beim Essen zu verbrennen
  • Angst davor, dass der Koch oder ich uns weh tun (Am Besten: "Mama, mach langsam" während ich ihn die Treppe runter trage - dabei klopft er mir behutsam auf die Brust)
  • Angst vor dem Nikolaus (der mit seiner Kutsche Süßigkeiten verteilt hat und so einen langen Mantel an hatte)
  • Angst bei spannenden Szenen im (Kinder-) Fernsehen
  • Und seit Neuestem: Angst vor der Dunkelheit

Mir scheint, das ist ein ganz natürlicher Prozess, das Angst-Bekommen. Denn, zumindest aus Erwachsenen-Sicht, war da keine Situation dabei, in der ihm ein Großer absichtlich Angst vor etwas eingejagt hätte. 
(Vom spaßigen Löwenbrüllen mal abgesehen, aber das kann der Junior eindeutig unter "Humor & Spiel" einordnen. Ein Glück haben wir nicht so einen Grusel-Onkel in der Verwandtschaft, der es lustig findet, schon den Kleinsten Angst zu machen.)

Und dass man von Gefühlen übermannt wird, ist in dem Alter ja ganz normal. (Fremdeln ist ja auch nix anderes als eine bestimmte Form der Angst. Und die taucht meist schon im Säuglingsalter auf.) Damit muss man erstmal umgehen lernen.
Aber das kriegen wir bis jetzt glaub ich ganz gut hin. Und ich bin ja auch nicht die erste Mutter, die Silvester mit dem Nachwuchs drinnen verbringt, während der Rest draußen anstößt und böllert. Ist ja auch verständlich, ist schließlich ein bisschen wie Krieg... (Und immerhin eine Verbesserung: letztes Jahr hab ich mich mit ihm auf einer öffentlichen Toilette verstecken müssen, bis alles vorbei war.)

Mehr Probleme habe ich ja, als die, die Verantwortung für ihn trägt, wenn er für meinen Geschmack zu wenig Angst hat.
Über das Weglaufen habe ich aber nochmal nachgedacht: Worum geht es ihm denn? 
Er will autonom sein. Selbst entscheiden, WANN er WOHIN geht.
Kann ich irgendwie verstehen. Wenn man sich mal überlegt, wie oft man als Kind einfach irgendwo reingesetzt und hin- (oder weg-) gefahren oder getragen wird.
Und zu spüren, dass ich heftig darauf reagiere, wenn er beschließt, sich auf und davon zu machen, tut sicher sein Übriges. Ist schließlich nicht uninteressant, gar das erste Mal im Leben, zu spüren, dass man Macht hat.

Ich rufe mir also in Erinnerung: Ruhig bleiben. Nicht provozieren lassen. "Ich sehe Dich. Und das, was Du willst. Und nehme es ernst." Oder so ähnlich.

Zum Glück gibt es ja auch noch andere schlaue Menschen, die sich etwas überlegen. Deshalb haben wir jetzt eine neue App, die Verkehrserziehung und Verhalten in Gefahrensituationen schon für die Kleinsten ganz nett umsetzt. Vielleicht hilft das ja was. Der kleine Mann findet es zumindest spannend. Da darf er nämlich die Feuerwehr rufen!

Und wenn die komischen Ampel-Viecher ihn dazu bringen, die Gefahr auf der Straße zu erkennen, optimalerweise ohne ihm Angst zu machen, ist das ja auch irgendwie "Lernen durch Beziehung", oder?

Quelle: Die (kostenlose) App heißt "Ampelinis", weitere Infos unter ampelini.deden Tipp habe ich aus Nido, 01/2015

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