Mittwoch, 28. Mai 2014

Serie: The big 20 - Folge 3: Brokkoli

Diese Folge war für mich eine harte Nuss. Der kleine Mann isst - zum Glück - wirklich viele Gemüsesorten. Nur Brokkoli... war bis jetzt immer schwierig.

Aber zunächst zum theoretischen Teil: "Das milde" - naaa ja - "grüne Kohlgemüse hat ein riesiges Potenzial als Radikalfänger. Brokkoli enthält zudem viel Kalzium, Vitamin C, Carotin und Ballaststoffe."

Bei meiner Recherche habe ich außerdem herausgefunden, dass es auch Brokkoli-Sprossen gibt. Und die sind anscheinend noch gesünder als das Gemüse. Habe sie heute im Bio-Supermarkt gefunden, aber man kann sie auch selbst ziehen. Ich nehme mir vor, das probiere ich mal aus. Ich fand sie recht scharf, und hab sie deshalb erstmal in eine Curry-Variante der Toast-Ecken geschummelt... und die hat der Junior gerne verputzt.

Jetzt aber erstmal zum Gemüse... "eine Brokkoli-Käse-Soße [...] mögen die meisten Kinder gern." Also, ein Rezept mit viiiel Käse... den mag der kleine Mann sowieso gerne. Und tatsächlich, es schmeckt uns beiden - nur er sortiert den meisten Brokkoli aus (enttäuschtes Kopfsinken). Das ist aber, mal wieder, eher der Größe der Röschen und der struppigen Konsistenz als dem Geschmack geschuldet. 

Also, als Zweites eine Version, in der der Brokkoli kleiner ist:
Diese Taschen haben uns beiden sehr gut geschmeckt - so eine Frischkäse-Käse-Füllung macht wohl einfach alles lecker...  Und man kann die Taschen auch gut kalt essen und zu einem Picknick oder auf eine Reise mitnehmen.

Zutaten:


Knöpfle-Brokkoli-Auflauf

für 2 Erwachsenen-Portionen


400 g Brokkoli, frisch oder TK
250 g Knöpfle
150 - 200 g Kräuterfrischkäse
ca. 100 ml Milch
ca. 150 ml salzarme Brühe
1 kleine Zwiebel
etwas Öl
geriebener Käse (Emmentaler, Gouda o.Ä.) zum Bestreuen
Muskatnuss, gerieben
Salz
Pfeffer
1 Ei
Butter oder Butterschmalz zum Einfetten
(Vollkorn-) Paniermehl

Knöpfle nach Packungsanweisung kochen. Den Brokkoli in möglichst kleine Röschen teilen und waschen. Zwiebel fein hacken und in etwas Öl kurz anschwitzen. Mit der Hälfte der Brühe und der Milch ablöschen. Frischkäse unterrühren. Vom Herd ziehen. Mit Muskat, Salz und Pfeffer abschmecken. Wer es noch käsiger mag, kann noch etwas geriebenen Käse unterrühren. Das Ei mit der restlichen Brühe verrühren. Den rohen Brokkoli und die gekochten Knöpfle unter die Sauce rühren. Eventuell noch etwas Milch dazugeben, damit der Auflauf nicht zu trocken wird, da sonst der Brokkoli nicht richtig gart. Abkühlen lassen, dann die Ei-Brühe-Mischung unterrühren und alles in eine gefettete, mit Paniermehl ausgestreute Auflaufform geben. Mit geriebenem Käse bestreuen.
Bei 200 Grad Umluft ca. 45 Minuten im Ofen backen.



Brokkoli-Taschen

für 12 Taschen


ca. 1/2 Brokkoli, frisch oder TK
ca. 80 g Hähnchenbrust-Aufschnitt
ca. 50 g Emmentaler oder Gouda
100 g Frischkäse, natur oder mit Kräutern
Salz
Pfeffer
Muskatnuss, gerieben

125 g Magerquark
5-6 EL Rapsöl
etwas Salz
1 Ei
150 g Weizenmehl
50 g Vollkorn-Weizenmehl
1/2 TL Backpulver

Eigelb
etwas Sahne

Für den Quark-Öl-Teig in einer Schüssel den Quark mit 5 Esslöffeln Öl, Salz und Ei glatt rühren. Das Weizenmehl mit dem Backpulver mischen und auf die Quarkmischung sieben. Das Vollkornmehl ebenfalls darauf geben und alles verrühren - mit den Händen oder einem Knethaken. Die krümelige Masse kurz mit den Händen durchkneten und zu einer Kugel formen. In Frischhaltefolie wickeln und 30 Minuten in den Kühlschrank legen.
Den Brokkoli in kleine Röschen teilen und diese waschen. Wenn möglich in einem Dämpfeinsatz ca. 6 Minuten (egal ob TK oder frisch) dämpfen, sonst in wenig Wasser ca. 4-5- Minuten dünsten. Abschütten und abkühlen lassen. In kleine Stücke schneiden.
Den Hähnchenbrust-Aufschnitt ebenfalls in kleine Stücke schneiden. (Wer es etwas würziger mag, kann stattdessen auch - wie im Oiginalrezept - Frühstücksspeck knusprig braten, auf ein Küchenpapier legen und in kleine Stücke brechen.)
Den Backofen auf 160 Grad Umluft vorheizen. Frischkäse mit Brokkoli, Käse und Aufschnitt vermischen. Mit Salz, Pfeffer und Muskat abschmecken.
Den Teig auf einer leicht bemehlten Fläche ausrollen. In 12 Dreiecke schneiden und diese nochmal möglichst dünn (ohne dass Löcher entstehen) auswellen.
In die Mitte einen Klecks der Käsemischung geben. Zwei Ecken mittig darüber zusammenführen und die Kanten zusammendrücken. Falls noch Platz ist, noch etwas Füllung in das entstandene "Fach" geben - im Gegensatz zu Blätterteiggebäck kann hier ruhig platzfüllend gefüllt werden. Dann die letzte Ecke ebenfalls hochklappen, sodass eine kleine Pyramide ensteht und Kanten andrücken. Darauf achten, dass die "Nähte" nicht zu dick werden, sonst sind sie nach dem Backen sehr knusprig.
1 Eigelb mit etwas Sahne verrühren. Die Taschen auf ein Backblech mit -papier setzen und mit der Ei-Sahne-Mischung bestreichen.
Die 12 Taschen bei 160 Grad 25 - 30 Minuten backen. Am Ende eventuell auf 180 Grad hochdrehen, damit sie eine schöne Farbe bekommen.


Quellen: Gabi Eugster "Kinderernährung gesund & richtig" - 2012, Rezept Knöpfle-Brokkoli-Auflauf frei nach Wochenspeiseplan für 1-3-Jährige der FIT-KID "Gesund-Essen-Aktion für Kitas" der Deutschen Gesellschaft für Ernährung und aus dem Blog Sekundentakt, Rezept für Brokkoli-Taschen (leicht abgewandelt): Lisa Nieschlag und Lars Wentrup "Anni kocht für Kinder" - 2012, S. 27

Montag, 26. Mai 2014

Vollkorn, oh, du Holde

Ja, eigentlich weiß ich es. Vollkorn ist besser. 
Gesünder. Besser für den Darm. Macht länger satt und verhindert Heißhunger-Attacken. Ich weiß, ich weiß.

ABER...

Bei manchen Sachen ist es ja kein Problem.
Vollkorn-Toast, statt hellem Toast - gerne.
Vollkorn-Brötchen statt Weizenbrötchen - schaff ich auch.
Aber - nur noch Vollkorn-Kuchen? Und Vollkorn-Kekse?
Oder noch schwerer: Vollkorn-Pfannkuchen? Vollkorn-Pizza? 
Und bei "nur noch Vollkorn-Nudeln" HÖRT DER SPASS AUF. Das will ich nicht. Das schaff ich nicht. Das geht einfach nicht.

Aber was wäre ich für ein besch...eidenes Vorbild, wenn der kleine Mann immerzu Vollkorn vorgesetzt bekäme, während die Großen nur die helle Variante essen? Das würde sicher nicht mehr lange ohne Protest gut gehen.

"Die Kunst, Vollkorn in den täglichen Speiseplan einzubauen, aber nicht zum fanatischen Vollwertköstler zu werden, liegt darin, die Speisen geschickt zu kombinieren und Vollkorn da einzusetzen, wo es keinen allzu starken Eigengeschmack entwickelt," so die Autorin von "Kinderernährung gesund & richtig" Gabi Eugster - Wie wahr! 

Ich habe festgestellt, dass schon die Optik viel ausmacht. Wenn man nicht sieht, dass man Vollkornnudeln vor sich hat, schmeckt es schon viel leckerer und weniger gesund - zumindest mir. Also gab es bis jetzt meistens eine kräftige Tomatensoße dazu. Aber das wird irgendwann auch langweilig...

Kurzum, ich bin immer auf der Suche nach Vollkorn-Gerichten, die uns schmecken. Der Koch ist was den Geschmack angeht noch kritischer als ich, was die Sache nicht einfacher macht. In der professionellen Küche kommt Vollkorn auch so gut wie nicht vor - außer vielleicht in Form von Vollkornbrot oder -brötchen. Für mehr muss man schon in der Groß-Großstadt wohnen oder eines der seltenen Bio-Vollwert-Restaurants finden. Ansonsten ist das wohl einfach nicht mehrheitsfähig. Zumindest nicht wenn es um zahlende Gäste geht.

Und leider hält sich der Ehrgeiz des Kochs in Grenzen, zuhause kreative "Vollkorn-Lösungen" zu finden. Also - muss ich ran.
Und habe bei der Recherche dieses, mit Verlaub, geile Rezept gefunden. Mal was ganz anderes, und man vergisst wirklich völlig, dass man da was mit VOLLKORN isst. Dazu noch Gemüse für den Junior in der Sauce versteckt - was will man mehr?



Vollkornnudeln mit Karotten-Erdnuss-Sauce


für Anderthalb Personen


200 g Karotten
1 kleine Zwiebel
15 g frischer Ingwer
Knoblauchzehe
1-2 EL Erdnussmus (ungesüsst) oder 50 g Erdnusskerne (geröstet und gesalzen)
2 EL Öl
200 ml Kokosmilch (ungesüsst) oder Sojacreme zum Kochen
1 Bio-Limette
200 g Vollkornspaghetti
Salz
ca. 10 Stiele frischer Kerbel oder 1- 2 TL getrockneter Kerbel
Pfeffer
1-2 Frühlingszwiebeln

Ich habe wegen der Verschluckungsgefahr für den kleinen Mann statt der Nüsse Erdnussmus verwendet. Die Anweisungen mit den Erdnüssen findet ihr in Klammern.

Die Karotten schälen und in 1 cm dicke Scheiben schneiden. Die Zwiebel fein hacken. Ingwer und Knoblauchzehe schälen und ebenfalls fein hacken. (Erdnusskerne hacken.)
Öl in einem Topf erhitzen und darin die Zwiebelwürfel glasig andünsten. Möhren, Ingwer und Knoblauch kurz mitbraten. (Die Hälfte der Erdnüsse unterrühren.)
200 ml Kokosmilch zugeben, 1 EL Erdnussmus unterrühren und mit Deckel ca. 10-12 Minuten bei kleiner Hitze kochen bis die Karotten weich sind. Immer wieder umrühren. Inzwischen die Vollkornspaghetti nach Packungsanweisung kochen.

Die Bio-Limette heiß abwaschen, trocknen und ca. 1 TL Schale abreiben und 1 EL Limettensaft auspressen. Den frischen Kerbel fein hacken. Die Frühlingszwiebel in feine Ringe schneiden.
Die Karotten-Erdnuss-Sauce in ein hohes Gefäß geben und fein pürieren. So viel Nudelwasser dazugeben, dass eine cremige Sauce entsteht. Da der Ingwer nicht verkocht, bleiben kleine Ingwerstücke, auf die man manchmal draufbeisst - wer das nicht mag, sollte die Sauce nach dem Pürieren noch durch ein Sieb streichen.
Die Sauce mit Erdnussmus, Salz, Pfeffer, Limettenschale und -saft abschmecken. Nudeln in Teller geben, Sauce darüber verteilen und mit Frühlingszwiebeln (und gehackten Erdnüssen) bestreuen.

Ich habe meine Portion noch mit übrig gebliebenen Magic-Dust-Hähnchenstreifen ergänzt, was sehr gut gepasst hat.

Quellen: "Kinderernährung gesund & richtig" von Gabi Eugster - 2. Auflage 2012, "Darm mit Charme" von Giulia Enders - 2014, Fakten über Vollkorn, Rezept (etwas abgewandelt) von Essen & Trinken Für jeden Tag - Nudeln mit Möhrensugo

Freitag, 23. Mai 2014

Schokoladenkuchen - getrocknet, nicht gebacken

So, jetzt waren wir lange genug krank. War das ätzend, bei dem Traum-Wetter nicht wirklich aus dem Bett zu kommen. Nur mit dem kleinen Mann eingekuschelt "Michel" zu gucken, hat für den verpassten Sonnenschein entschädigt. Wobei der mit Rotznase am nächsten Tag tapfer trotzdem durch den Rasensprenger gerannt ist und einen Heiden-Spaß gehabt hat...

Trotzdem, jetzt ist mir nach ein bisschen Zucker für die Seele. 
Und nein, das Rezept ist nicht kindgerecht. Oder zahnfreundlich. Sondern... einfach nur lecker. Eine ultimative Sünde halt.

Der Koch hat dieses Rezept schon öfter auch für Gäste gemacht und eigentlich jedesmal einen "Shocaholic" gefunden, der sich vor Begeisterung überschlagen hat und unbedingt das Rezept haben wollte. (Und es wurde auch explizit für "Kind und Koch" gewünscht, was wir natürlich gerne erfüllen.) Dass es Menschen wie mich gibt, die davon nur 1 Stück wollen, weil mir der Kuchen schon fast zu schokoladig ist, das kann er GAR NICHT VERSTEHEN.
Na ja, muss er ja auch nicht. There's no accounting for taste. (So, damit heute auch die Vokabeln brav wiederholt...)

Der Koch wollte mir übrigens erst nicht verraten, wo er das Rezept her hat. Irgendwann hat er "Bromi-Dinna" in seinen nicht vorhandenen Bart genuschelt. "Hä?" "Promi-Dinner. Irgendein Nicht-Mal-C-Promi." Komisch... die Quelle war ihm irgendwie peinlich. "Aber das Rezept ist gut," fügt er noch schnell hinzu. "Der Teig wird eigentlich eher getrocknet, gar nicht gebacken." Achso. ... Na dann.



Schokoladenkuchen


für eine Form mit 24 - 26 cm Durchmesser


300 g Zartbitterschokolade
200 g Butter
200 g gemahlene Mandeln (oder Haselnüsse)
200 g Zucker
10 g Vanillezucker
6 Eier
1 Prise Salz
Semmelbrösel
Butter zum Einfetten


Schokolade in Stücke brechen und mit der Butter langsam im Wasserbad schmelzen (Dabei darauf achten, dass absolut kein Wasser in die Schokolade kommt.) Die Eier trennen. Das Eiweiß mit 50 g Zucker steif schlagen. Das Eigelb mit 150 g Zucker und dem Vanillezucker schaumig rühren. Unter die Eigelb-Zucker-Masse zunächst die geschmolzene Schokolade unterrühren, dann die gemahlenen Nüsse und eine Prise Salz. 1/3 des Eischnees mit einem Schneebesen unterrühren (da muss man nicht so sanft sein), dann den Rest vorsichtig unterheben.
Die Masse sofort in eine gebutterte, mit Semmelbrösel ausgestreute Backform geben und in den auf 120 Grad vorgeheizten Backofen geben und für 1 Stunde bei Heißluft trocknen lassen.

Den Kuchen am Besten einen Tag vor Verzehr backen.

Quelle: Wie sich herausstellte, doch nicht das "Promi-Dinner", sondern: "Das Perfekte Dinner" - VOX - Rezept für Amélies Schokoladentarte

Dienstag, 20. Mai 2014

Fleisch hat keine Poren

Als Frau eines Kochs kann man manche Dinge nicht stehen lassen. 
Also heute kein Rezept, sondern Klugschei**erei.

Fleisch hat KEINE Poren. Punkt.

Deshalb muss man es auch nicht so heiß anbraten, dass die Poren sich schließen.
Mit diesem, vielleicht beliebtesten Kochmythos räumen wir hier und jetzt mal auf. So.

Das Einzige, was an diesem Mythos stimmt: Man sollte zum Braten von Kurzbrat-Fleisch eine nicht zu niedrige Temperatur verwenden. 

Der Grund: Damit das Fleisch brät und nicht im eigenen Saft schmort und dadurch zäh wird. Deshalb ist auch die Größe der Pfanne, in der gebraten wird, entscheidend bzw. die Menge des Fleischs in der Pfanne. Es sollte um die Fleischstücke herum genügend Platz sein, sodass der Saft austreten und verdampfen kann. (Das tut er auch nicht wenn die Pfanne zu kalt ist.) Lieber einzeln braten und dann zum Ruhen in Alufolie packen oder bei geringer Temperatur (ca. 80 Grad) in den Backofen geben, als zu viele gleichzeitig.

Das Ruhen lassen ist der nächste wichtige Punkt für zartes Fleisch. Durch die Hitzeeinwirkung im Fleisch ensteht Druck, der den Fleischsaft beim sofortigen Anschneiden austreten lässt. Ruht das Fleisch nach dem eigentlichen Garvorgang einige Minuten, sinkt der Druck, die Flüssigkeit verteilt sich wieder gleichmäßig und das Fleisch verliert wesentlich weniger Saft. Und das heißt, es ist saftiger. Etwas Flüssigkeit entweicht allerdings immer. Selbst bei einem perfekt angebratenen Steak.

Zu heiß sollte man natürlich auch nicht braten (wenn die Pfanne kurz vorm Rauchen ist, ist es zu heiß...), und auch nicht zu lange, sonst wird das Fleisch ebenfalls zäh. Wer unsicher ist, sollte es nur außen eine schöne Farbe (und damit die berühmten Röstaromen) bekommen lassen und dann in den Backofen geben und dort bis zum gewünschten Garpunkt ziehen lassen.
Am Besten geht das mit einem Kerntemperaturfühler (auch: Fleischthermometer), den man in die Mitte des Fleischs steckt. Bei dünnen Schnitzeln macht man das natürlich nicht, aber für ein Rumpsteak ist das die sicherste Methode.

Kerntemperaturen:
Je nachdem, welches Fleischstück vom jeweiligen Tier man verwendet, können die Kerntemperaturen relativ weit auseinander liegen. Hier deshalb nur einige Anhaltspunkte:

Schweinefilet oder -rücken: 62 bis 65 Grad
Kalb und Rind: medium - 56 bis 58 Grad, rare - 50 bis 52 Grad, very rare - 45 bis 47 Grad
Lamm: medium - 55 bis 58 Grad
Hähnchenbrust: durch - 72 Grad

Also nochmal. Und wenn es alle Fernsehköche der Welt weiterhin behaupten. 
Und obwohl es selbst im renommierten "Larousse" so steht. 
FLEISCH HAT KEINE POREN.

Es sei denn natürlich, es ist noch Haut dran. Bei einer Entenbrust zum Beispiel. Die hat nämlich Poren.


Quellen: "Der kleine Besserwisser - Kochirrtümer", ars edition - 2010, "Quickfinder Küchenwissen" von Claudia Lenz, GU - 2008, "Der grosse LAROUSSE GASTRONOMIQUE", Christian Verlag - 2009

Samstag, 17. Mai 2014

Post-Reise-Fieber

Großstadtreise, zweiter Versuch. 
Wir sind beide fit, die Bahnfahrt gefällt ihm erwartungsgemäß sehr gut und das Großraumabteil wird ordentlich bezirzt. Die dreieinhalb Stunden gehen schnell rum. 
Dass uns die Deutsche Bahn dann aber kurzerhand den Halt streicht und wir plötzlich raus müssen, um nicht in Österreich zu landen, finde ich allerdings nicht nett. Es wird hektisch... Buggy, Koffer, Tasche, der kleine Mann und ich müssen im Eiltempo aus dem Zug. Zum Glück gibt es verständnisvolle Helfer!

Dafür erlebt der kleine Mann echtes Bahnhofsgetümmel wie aus dem Bilderbuch - während ich versuche, das unlenkbare Gefährt mit Kind (leider ohne Koch...) und den Koffer gleichzeitig vom Fleck zu bekommen.

Während wir draußen auf unsere rettende Abholung warten, erlebt er dann auch noch ein bisschen Großstadt, die er sonst nicht gesehen hätte - wir sind ja schließlich unserer Lieben wegen hier und nicht zum Sightseeing. 
Und die schließt er dann auch schnell und heftig ins Herz. Also die Lieben, nicht die Sehenswürdigkeiten. Erdbeeren und "Lelja" (Schokolade) gibt es auch, was will man mehr?
Die zweieinhalb Tage gehen so gefühlt noch schneller rum als die Fahrt... 

Und sogar eine Aussöhnung mit der DB gibt es schließlich - die Reservierung des Kleinkindabteils (mein heutiger Tipp für NEUN Euro...) war kein Reinfall, da dieses 
a) tatsächlich im Zug existiert, b) tatsächlich dort ist wo es der Theorie nach sein soll und c) uns eine bequeme und ruhige Rückfahrt beschert, sodass der kleine Mann sogar wie geplant schläft.

Nicht geplant: das Fieber nach der Reise. Vielleicht hätte ich ihm erklären sollen, wie das mit dem Reisefieber eigentlich gemeint ist...
Er hat sogar augenscheinlich Fieber-Träume. Aber da er dabei nicht nur jammert sondern auch laut lacht, schließe ich: die Reise war für ihn auch  aufregend, anscheinend ansteckend aber sehr schön.

Sonntag, 4. Mai 2014

Der Streit um die Zwischenmahlzeiten

Ich hab letzthin auf eltern.de einen witzigen, sehr pointierten Artikel über Zwischenmahlzeiten gelesen, der mich zum Nachdenken gebracht hat. Verlernen unsere Kinder den Hunger?

Jetzt lassen wir die Kirche mal im Dorf. Weder der kleine Mann, noch ich und meine Eltern-Generation haben je wirklich hungern müssen. Und das ist ja auch gut so.
Aber ich habe schon das Gefühl, dass Essen immer selbstverständlicher JEDERZEIT verfügbar ist. Und viele gutmeinende Mütter und Väter von Kleinkindern niemals das Haus verlassen, ohne jede Menge Reiswaffeln dabei oder den nächsten Bäcker schon im Visier zu haben.

Ist das die richtige Botschaft für unsere Kinder? 
Ich gebe zu, die Frage ist rhetorisch. 
Aber diese nicht: Ist das überhaupt gesund?

Schon aus Vergesslichkeit gehöre ich nicht zu den Eltern, die immer ein komplettes "Verpflegungsset" dabei haben. Und auch nicht zu denen, die ständig ihrem Junior etwas zu Essen anbieten, ohne dass der irgendein Anzeichen von Hunger oder auch nur Appetit zeigt.
Auch da verlasse ich mich lieber auf Instinkt, aufs Gefühl. Und auch ein Kind, das noch nicht sprechen kann, gibt einem Zeichen, wenn es etwas zu Essen braucht. Und ich vertraue einfach darauf, dass ich an meinem Kind erkenne, wie viel es gerade braucht.

"Kinder haben kleine Mägen und einen großen Energiebedarf," so die Autorin Gabi Eugster. "Schon ein neunjähriges Mädchen braucht fast gleich viele Nährstoffe und Energie wie seine Mutter, hat aber nur einen halb so großen Magen." Einleuchtend, dass dann eine Nahrungszufuhr in mehreren kleineren Portionen notwendig ist.
"In der Pubertät wächst der Energiebedarf während des Wachstumsschub dann enorm (über 3.000 kcal/Tag) und übersteigt jenen der Eltern um einiges. Den Energiebedarf in drei Mahlzeiten zu decken, würde das Verdauungssystem überfordern."

Das spricht also dafür, dass Kinder Zwischenmahlzeiten bekommen. "Nun gilt es zwischen 'Snacken' und dauerndem Hineinschieben von Nahrung ('Grazing' = Grasen) zu unterscheiden," so Eugster weiter. Was für ein nettes Bild - eine Herde grasender Kleinkinder... hihi. Nur dass der Mensch kein Weidetier ist.

Und ich erinnere mich an ein weiteres Argument gegen dauernde Magenfüllung - dann ist der nämlich nie ganz leer. Magenknurren, so beschreibt es "Darm mit Charme"-Autorin Endersbedeutet nämlich nicht zwingend, dass wir Hunger haben. Sondern nur, dass der Magen leer ist und "mal gründlich durchgefegt wird". Also alle Speisereste weitergeschoben werden.

Auf welche Seite der Diskussion schlage ich mich nun?

Ich denke, es ist wichtig, dass ein Kind alle menschlichen, in ihm angelegten Gefühle "erlernt", das heißt dass diese zugelassen werden. Und genauso wie Angst, Wut oder Freude kennengelernt werden müssen, sollte auch eine unangenehme körperliche Empfindung wie Hunger wahrgenommen werden. 
Wobei, am Anfang seines Lebens kennt ein Kind das Gefühl, hungrig zu sein, genau. Und schreit. Und wenn es satt ist, hört es auf zu trinken. So einfach ist das. 
"Dies ist grundsätzlich der Idealzustand der Ernährung: Der Mensch beginnt zu essen, wenn er hungrig ist, und beendet die Mahlzeit, wenn er satt ist. Nur funktioniert dieser Mechanismus in der Überflussgesellschaft nicht lebenslänglich. Denn mit der Zeit überlagern Reize von außen immer mehr den Hunger und die Sättigung," so wieder Eugster.

Diese Reize können, denke ich, schon dazu führen, dass ein Kind gar nicht lernt, wie viel Nahrung ihm gut tut, vor allem wenn es nicht mehr mit dem Gefühl "Hunger" umgehen muss. Denn nur was man kennt, damit kann man auch richtig umgehen. Wissen, wann man bald etwas essen muss. Und auch, was passieren kann, wenn man das Gefühl zu lange ignoriert. Und erst das wohlige Gefühl wenn man richtig großen Hunger hatte, und dann richtig satt ist!

Fehlt das völlig, dann glaube ich auch, dass man sich an einen solchen nicht abreißenden Strom von Essen - ich schreibe hier jetzt bewusst nicht "Nahrung" - gewöhnt. Ohne ihn wirklich zu brauchen. Und wenn dann mal ausnahmsweise kein Essen verfügbar ist (Stau...), dann wird eine halbe Stunde Hunger vermutlich unerträglich... und das Kind dazu.
Und genauso muss man auch ein gewisses Maß an Körpergefühl haben, um zu wissen, wann man GENUG gegessen hat.
"In Situationen oder Zuständen, in denen Sie achtlos und automatisch essen - und das wird immer wieder passieren - kann ihr Körper derjenige sein, der die Notbremse zieht [...]. Ein gut entwickeltes Körperbewusstsein schützt Sie davor, zu viel zu essen oder zu Speisen zu greifen, die Ihnen nicht bekommen," so der Autor Roland Schweppe, der den Zusammenhang zwischen Achtsamkeit und Essverhalten beleuchtet.

Die ständige Verfügbarkeit von Nahrung ist ja auch ein relativ neues Phänomen unserer Zeit, meine ich. Über Jahrtausende war es für den Mensch normal, dass er Hunger hatte, wenn nicht sogar in manchen Phasen hungern musste. Das mit der Verfügbarkeit ist ja eh ein Phänomen, der für uns Fluch und Segen zugleich ist. In Zeiten der Email geht Kommunikation schneller - stresst uns aber auch schneller. Mobil ständig erreichbar? Leider auch für den Chef... Aber jetzt drifte ich ab.
"[...] während der Überfluss bei uns einerseits dekadente Dimensionen erreicht hat, klagen auf der anderen Seite so viele Menschen wie nie zuvor über Depressionen, Burn-out und innere Leere. Äußere Fülle scheint also keine Garantie für innere Zufriedenheit zu sein; und wer weiß: Vielleicht trifft sogar eher das Gegenteil zu..." so Schweppe weiter. Wenn Essen als Ersatz für Zeit, Zuwendung oder Nähe eingesetzt wird, dann tut das einem Kind mit Sicherheit nicht gut. "Viele Menschen, die an starkem Übergewicht leiden, führen ihre Gewichtsprobleme darauf zurück, dass sie schon von Kindheit an dazu erzogen wurden, Essen als Ersatzbefriedigung zu benutzen."

So viel steht mal fest: Wir machen unsere Kinder nicht glücklich, indem sie jederzeit etwas zu Essen bekommen. 



Quellen: Gabi Eugster "Kinderernährung gesund & richtig" - 2012, "Darm mit Charme" von Giulia Enders - 2014, Artikel auf eltern.de, Wikipedia-Eintrag zu Hunger, Roland Pierre Schweppe "Schlank durch Achtsamkeit" - 5. Auflage