Montag, 11. Mai 2015

Nudel-Strudel

Ich liebe Aufläufe. Man kann sie super vorbereiten, und das gibt mir ein gutes Gefühl - egal, ob wir ihn erst am nächsten Tag oder eine Stunde später essen. 
Alles kommt in eine Auflaufform, die Küche kann man gleich wieder fit machen. 
Und dann das Rituelle - die Form in den heißen Ofen stellen. PAUSE. Langsam zieht der feine Duft durch die Wohnung, und weckt den Hunger (wenn er nicht schon da ist)... Man nimmt das fertige Gericht heraus, stellt es auf den Tisch, und: voilá! "Ofenglück" wurde das bei einer Kochmagazin-Ausgabe genannt. Genau!
Danach das schmutzige Geschirr in die Spülmaschine und: Feierabend! Das muss sich eine kluge Frau ausgedacht haben. *grins*

Auf diesen Auflauf bin ich gekommen, weil der kleine Mann Maultaschen sehr gerne mag. In dieser Variante kann ich selbst bestimmen, was rein kommt. 'Maultasche' passt aber nicht mehr wirklich - und ich mag es, Gerichten, lustige, kindgerechte Namen zu geben. Nach Pumuckl: was sich reimt, ist immer gut!

Natürlich kam wie immer alles anders - der kleine Mann ist ohne Essen ins Bett... akute Müdigkeit. Und der Koch und ich haben alleine gegessen. Und waren sehr angetan.

Nur als wir dem kleinen Mann am übernächsten Tag den Rest präsentierten, waren wir etwas enttäuscht. Aufgewärmt war er nämlich um Längen schlechter als frisch. Und das ist für einen Nudelauflauf - siehe Lasagne! - eigentlich untypisch. Die schmecken sonst eigentlich noch besser, je öfter sie aufgewärmt werden.
Nun ja, man kann ja auch die Hälfte machen, und leer essen, ne?!


Zutaten:

1 Packung frischen Fertig-Maultaschen- oder Nudelteig (mit möglichst wenig Zusatzstoffen)
2 Stangen Lauch
ca. 200 g Speckwürfel
etwas Parmesan
geriebener mittelalter Gouda
200 g Schmand oder Sauerrahm
1 Ei
100 ml Schlagsahne
100 ml Milch
Salz
Pfeffer
Muskat


Ofen auf 160 Grad Umluft vorheizen.
Nudelteig aus dem Kühlschrank legen. Lauch in Ringe schneiden, waschen und trocken schleudern.
Speckwürfel in einer Pfanne leicht anbraten. Lauch dazu geben, ev. etwas Öl dazu geben. Zum Abkühlen aus der Pfanne auf einen Teller geben.
Falls ein kleiner Bratensatz in der Pfanne entstanden ist, lohnt es sich, diesen mit der Milch abzulöschen und mit einem Schneebesen kurz vom Boden zu lösen.
Parmesan reiben. Schmand mit Ei, Pfeffer und Muskat verrühren. Parmesan, etwas geriebenen Gouda, Lauch und Speck unterrühren und die Füllung vorsichtig salzen. Falls sie zu fest ist, etwas Sahne unterrühren.
Nudelteig ausrollen und mit der Füllung bestreichen, am Rand etwas frei lassen, da die Füllung sonst heraus quillt.
Sahne und Milch mit Salz, Pfeffer und Muskat verrühren. (Die Menge hängt von der Größe der Form ab - der Strudel sollte möglichst kompakt darin sitzen, um die Flüssigkeit rundherum gut aufnehmen zu können.)
Den Nudelteig (von der kurzen Seite) einrollen und mit einem Sägemesser quer halbieren. Etwas Milch-Sahne-Gemisch unten in eine mittelgroße Auflaufform gießen und beide Strudelhälften hinein setzen. Mit restlichem Gemisch übergießen. Mit Käse bestreuen.
Etwa 35-40 Minuten im Ofen backen.


Quelle: Rezept frei nach buerger.de

Freitag, 8. Mai 2015

Ich red da ja nicht gerne drüber... Oder: Von der Liebe zum Essen

...aber eigentlich fühl ich mich seit 15 Jahren zu dick.
So, da habt ihr es. Und das, obwohl ich mich nie im Übergrößen-Bereich bewegt habe. Selbst in den dicksten Jahren.
Damit gehöre ich vermutlich zum größten Teil der Frauen, insofern ist das wahrlich nichts Weltbewegendes. Aber es ist trotzdem hart, es so schwarz auf weiß ausgeschrieben vor mir zu haben. Meine Welt bewegt es, immer wieder.
Ich mache das, unter Freundinnen und in der Familie, so gut wie nie zum Thema. Und wahrscheinlich denken die alle, ich seh die Angelegenheit ziemlich lässig. Was manchmal ja auch stimmt.
Aber.

Das Thema Essen und wir Mädels - ist irgendwie viel zu oft ein Kampf. Allermeistens, wie bei mir, ab dem Teenageralter. Bei Manchen (leider) auch schon früher. Und bedauerlicherweise führt es häufig zu einem sehr unentspannten Umgang mit dem Thema Ernährung.

Irgendwie, ich weiß nicht mehr genau wie, bin ich auf Anke Gröners Blog gestoßen. Sie kocht leidenschaftlich gern. Und sie hat ein Buch geschrieben, das heißt  "Nudeldicke Deern." Der Titel verrät schon, sie hat keine Kleidergröße 36/38. 
Weil ich ihre Texte ganz schön klug und witzig fand, und mir Nordlichter sowieso grundsätzlich erstmal sympathisch sind, und wahrscheinlich, weil ich mir etwas positiven Zuspruch erhofft habe, hab ich die 10 EUR investiert.

Gut investiert.
Ausgangspunkt: Eine E-Mail an Ankes Freundin und Ernährungsberaterin Lu: "Der Kerl und ich würden sehr gerne auf dein [Food-]Coaching-Angebot zurückkommen. Ich traue mich so selten an Neues ran, und daher würde ich mir wünschen [...], Essen neu für mich zu entdecken."
In vielerlei Hinsicht, habe auch ich eine solche Entdeckungsreise begonnen, seit der Koch in mein Leben getreten ist. Und Essen (und Kochen) neu schätzen gelernt.
Aber dass ich wirklich das Gefühl habe, das Essen, mein Körper und ich, wir sind eine harmonische Einheit - das kann ich leider nicht behaupten.

"Wer sich jahrelang durch Diäten seine Instinkte und sein Hungergefühl abtrainiert hat, muss erst wieder lernen, dem eigenen Körper zu vertrauen," stellt Anke zu Anfang ihrer Reise fest. Ich würde sagen, die Diäten müssen gar nicht sein, denn davon hab ich nicht besonders viele gemacht. Aber wer jahrelang mit schlechtem - oder überhaupt irgendeinem Gewissen - gegessen hat, wer den Teller vor sich immer gewertet hat, Lebensmittel und Gerichte in gut und böse unterteilt hat, der hat verlernt, die angeborenen körperlichen Signale zu verstehen.


Anke Gröner zitiert dazu auch Udo Pollmer und damit interessante Versuchs-Ergebnisse aus den 20/30er Jahren des letzten(!) Jahrhunderts: "gerade abgestillte Kinder" konnten "ihre Nahrung über viele Monate frei wählen" - ferngehalten von allen "sozialen Einflüsse[n] auf ihr Essverhalten". Ergebnis: " Die einzelnen Kinder ernährten sich recht unterschiedlich, aber jeweils goldrichtig. Die Nahrungsaufnahme erfolgte offenbar spezifisch für den jeweiligen Stoffwechsel." 
Kinder essen intuitiv. Esseidenn, wir gewöhnen es ihnen ab. Noch ein Grund, dem kleinen Mann viel Abwechslung zu bieten, aber seinen Instinkten, auch was Menge angeht, und seinen Vorlieben und Abneigungen zu vertrauen.

Ihr Ratschlag im Kern an die - vermutlich zumeist weibliche - Leserschaft: "mach keine Diät, iss gutes Zeug." Den möchte ich unterschreiben, und nochmal fett unterstreichen. Schluss mit dem Kampf gegen den eigenen Körper, stattdessen mehr Zeit dafür, gutes - wohlgemerkt nicht unbedingt nur 'gesundes' - Essen auszuwählen. Und Zeit beim Essen selbst! 

Auch diese Erfahrung teile ich: Wenn man einmal damit angefangen hat, sich wirklich mit Essen zu beschäftigen, es zu schätzen lernt, Vielfalt, Geschmack, Kombination...ist es schwer, wieder aufzuhören.
"Es sind gerade einmal vier Wochen, in denen ich bewusst esse - und ich ahne, dass ich aus dieser leckeren Falle nicht mehr rauskomme."
Ja, aber zum Glück!

So entdeckt sie, mit 40 Jahren, den Wert von Kochen: "Etwas, das du dir selbst kochst, wird dir wirklich besser schmecken als der Kram, den dir der Bringdienst [...] vorbeischickt. Diese seltsame Eigenschaft hat sogar einen Namen: der Ikea-Effekt [...] gilt auch für Essen: Dafür hab ich gearbeitet, also ist es mir etwas wert. [...] Es gibt sogar die Theorie, dass unsere Gesellschaft deshalb immer dicker wird, weil wir unser Essen nicht mehr würdigen und es gedankenlos in uns hineinwerfen, weswegen wir immer mehr essen, als wir eigentlich müssten."
Nach dieser Logik kann man eben auch einen Besuch beim Fast-Food-Laden oder die Tiefkühlpizza angehen: Wenn, dann bitte schön bewusst genießen, den Geschmack und die Vorteile des Fertigprodukts - und nicht ferngesteuert reinstopfen. Denn das macht ganz bestimmt auf Dauer nicht glücklich. Und ist nicht gesund.
Das birgt allerdings auch eine Gefahr: Man könnte dabei feststellen, dass es einem gar nicht schmeckt. Oder nicht gut tut. (Und ganz schön teuer ist.)

Denn mehr soll "bewusstes Essen" gar nicht bedeuten: "Es gibt keine Verbote. Es gibt nur die Ansage, [...] auf mich, auf meinen Hunger und meine spontane Lust auf bestimmte Lebensmittel zu achten - was für mich eine ganz neue Art von Essen war, denn die letzten 20 Jahre hatte ich ja damit zugebracht, gutes von bösem Essen zu unterscheiden und mich konstant mies zu fühlen, weil ich das böse Essen nun mal lieber mochte als das gute."
Das WIE wir essen wird viel seltener beachtet, als das WAS wir essen. In diesem Sinne spricht sie hier von nichts anderem als Achtsamkeit beim Essen, dem Hineinhören in den Körper und damit auch das Wecken von Bewusstsein für Essensmuster und Funktionen wie (emotionaler) Ersatzbefriedigung. (Und bestärkt mich darin, mich mit dem Thema Achtsamkeit und Essen bald mal zu beschäftigen...)

Wenn man sich - wie ich - auch nur ein bisschen darin wieder findet, dass das eigene Verhältnis zum Essen irgendwie entspannter, weniger wertend und dafür genussvoller sein könnte, dann sage ich: Dieses Buch lesen! 
Ja, sie lässt kein gutes Haar an Diäten, BMI (Ich nicke heftig!) und Dünnsein als Ideal. Und Kritiker würden wahrscheinlich sagen: Klar, sie muss ja sagen, die Figur ist egal, weil sie eben nicht so aussieht, wie sie es gerne täte. Aber das Entscheidende ist für mich dieser Satz: "Essen hat heute so viele Funktionen bekommen [...] aber niemand sagt dir, dass deine Nahrung dich zuallererst einmal glücklich machen soll. Zufrieden. Ausgeglichen. Satt." 

Wenn ich überlege, wann ich seit der Teenagerzeit am Glücklichsten mit meiner Figur, meinem Körper war: als ich frisch verliebt in meinen Mann war und einige Monate nach der Geburt des kleinen Mannes. 
Zeiten, zu denen ich mir herzlich wenig Gedanken darüber gemacht habe, ob ich mir die Pizza jetzt "leisten" kann oder nicht. Da waren nun wirklich andere Sachen wichtiger. Und dann sind ein paar Pfunde gepurzelt (aber eben nur ein paar), ohne dass es mir bewusst war oder ich hungern musste, und mein Körper gleich wieder Notreserven anlegen wollte. Keine Diät, kein Jojo.
Da war in vollem Umfang "Nahrung nicht mehr mein Feind [...], sondern meine beste Freundin", und ich hab mich einfach wohl gefühlt. Gesunder Geist in gesundem Körper, und so, ihr wisst schon. Das wünsche ich mir. Für mich, für den Koch, für den kleinen Mann. Für jeden.

Und das tut auch Anke Gröner. Genau deswegen ist ihr letzter Rat: "Hör nicht auf mich. [...] Hör nur auf dich, denn du weißt am besten, was dir guttut."
Und *Spoileralert!* ja. Sie hat abgenommen. Im zweistelligen Bereich. Ohne Diät. 
Und ich sage: durch die Liebe zum Essen.

"Dein Ar*** bleibt aber hier," hat der Koch gesagt, in Anspielung an den Untertitel "Free your mind and your fat ass will follow." Ich hab's erstmal nicht kapiert. "Na, du machst dir n klaren Kopf und dann geht dein Hintern. Nix da. Der bleibt."

Ach, Menne. Wie schön, dass du ihn nicht fett, sondern genau richtig findest. Ich bleib schon ich, keine Angst. Das ist ja das Ziel. Höchstens Ich 2.0. Das wär doch nicht schlecht.


Quelle: Anke Gröner "Nudeldicke Deern" - 2013, Infos zum Buch auf deern.ankegroener.de