Sonntag, 28. September 2014

Xylit - "Was für ein Ding?" - XYLIT

Diesen Artikel habe ich schon lange in der Schublade. Aber irgendwie bin ich zwischen Theorie und Praxis hängen geblieben.
Aber von Anfang an.

Auf das Thema "Xylit" bin ich bei der Recherche zu Kinderernährung gestoßen. Und habe mich sofort gefragt: WIESO KANNTE ICH DAS NOCH NICHT?
Ein Stoff, der genauso süß ist wie Zucker, aber nicht nur keinen Karies verursacht, sondern davor schützt? Hallo? Warum zum Teufel kriegen das nicht alle Kinder täglich?
Das muss ja wohl eine gemeinsame Verschwörung der Zucker- und Zahnpflege-Industrie sein!

Zugegeben. Nach längerer Suche habe ich dann doch eine Zahncreme mit Xylit gefunden. Und festgestellt, dass es ein Inhaltsstoff von Zahnpflegekaugummis ist. Und als Pulver habe ich Xylit auch im ganz normalen Drogeriemarkt bekommen. Beworben als Super-Zucker-Ersatz. Doch kein Riesen-Geheimnis also.
Wie heißt es immer so schön: Der "informierte Konsument" (der ich ja jetzt bin) kommt also ohne Probleme an den Stoff ran.

Allerdings ist Xylit sehr teuer, es kostet etwa 10 Mal so viel wie Zucker. Dafür hat es aber 40 % weniger Kalorien und ist für Abnehm-Willige und sogar Diabetiker gut geeignet, denn es treibt den Blutzuckerspiegel im Gegensatz zu Zucker und anderen -Ersatzstoffen nicht so in die Höhe. (Gut für den Menschen - für Hunde ist es dagegen gefährlich.) Außerdem hat es auch nicht so einen starken Eigengeschmack wie Stevia & Co.

Angeblich kann Xylit sogar gegen Allergien helfen, weil es, als Inhaltsstoff eines Nasensprays, einen Film auf der Schleimhaut bildet, sodass Allergene nicht so gut dort haften.
Da meine Pollenallergie von Jahr zu Jahr schlimmer wird, ist das für mich sehr interessant. Also probier ich in der nächsten Saison mal ein selbstgemachtes Nasenspray aus.

Zu große Mengen von Xylit wirken - wie andere Süßstoffe auch - abführend. Obwohl der kleine Mann bisher keinen sehr empfindlichen Darm hat, und ohne Probleme raue Mengen an Obst essen kann, hatten wir tatsächlich schon den Fall, dass er eine Hand voll Gummibärchen mit Sorbit überhaupt nicht gut vertragen hat. Also bin ich da wirklich vorsichtig. Außerdem sollte man Xylit auch nicht zu früh einsetzen, denn Kleinkinder unter 1 Jahr können es wohl noch nicht verstoffwechseln.

Ja, wie? Hat das denn keinen Haken
Einzig bekannte Nebenwirkung, neben der abführenden Wirkung: Auf Dauer können durch Xylit super-resistente Karies-Stämme enstehen. Allerdings hat man, laut dieser Quelle, dann trotzdem noch weniger Karies als jemand, der kein Xylit verwendet.

Und wie viel davon? Für Kinder maximal 10 g pro Tag, für Erwachsene 50 g pro Tag. Ich hab aber auch Angaben gefunden, dass bis zu 200 g pro Tag unproblematisch sind. Also am Besten ausprobieren. Gesichert ist wohl, dass der menschliche Darm sich an Xylit gewöhnen und nach einer Weile größere Mengen vertragen kann. Für die Karies-hemmende Wirkung reichen aber wohl schon 10 g täglich. 

Man muss also nicht unbedingt mit Xylit kochen oder backen. Das wäre auf Dauer auch zu teuer. Außerdem wirkt es im Mund kühlend, was eventuell stört. Und Backwaren werden wohl etwas bröseliger mit Xylit.
Wenn es aber nicht vorrangig darum geht, Kalorien zu sparen, sondern Karies zu verhindern, reicht es schon, Xylit-haltige Zahnpflegekaugummis oder -bonbons zu benutzen. Das geht jetzt für den Junior aber noch nicht. Alternative: mit einer Xylit-Lösung spülen. 

Und genau da liegt die Krux. Irgendwie finde ich es psychologisch nicht so klug, dem Junior zu erklären, dass er, damit die Zähne gesund bleiben, etwas babbsüßes in den Mund nehmen und dann  - optimalerweise - wieder ausspucken soll. (Das brauch ich nicht erst probieren, um zu wissen, dass er das nicht macht.) Außerdem, wie soll er verstehen, dass andere süße Sachen nicht gut sind für die Zähne? Und er Zucker NICHT löffelweise essen darf?

Also, wie lösen, das Dilemma?
Bleibt nur die Anwendung in Getränken. Und zwar die mit Zucker, die er ohnehin begehrt. Ich fang jetzt nicht an, Tee zu süßen, den er bisher auch so trinkt. Aber ich könnte ja mal eine selbstgemachte Limo mit Xylit testen. Und mir, während er sie trinkt, gleich vorstellen, wie sie nicht nur schmeckt, sondern dabei Karies und Baktus vertreibt. Herrlich!

Ein bisschen ist es mir trotzdem ein Rätsel, wieso ich noch nicht viel über Xylit gehört habe. Manche Dinge haben wohl einfach keine Lobby. Und werden halt auch nicht subventioniert. Aber der Trend kann ja auch noch kommen. Wie würde der Koch jetzt sagen: Pass auf, morgen steht im Supermarkt-Regal der Kinder-Joghurt mit Xylit. 


Quellen: Gabi Eugster "Kinderernährung gesund & richtig" - 2012, Wikipedia-Artikel über Xylit (mit Infos zu super-resistenten Karies-Stämmen),, Zentrum der Gesundheit, gesundheit.deSWR-Reportage über Xylit und als Video bei SWR Odysso, Artikel "Was ist Xylit?", Artikel "Welche Süßstoffe sind gesund?"

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