Dienstag, 2. Februar 2016

Serie: Ernährung in Kinderbüchern - Folge 2: Der Bär hat sooo ein Loch im Bauch

Der Junior ist gerade nach eigener Aussage ein großer "Honigbrot-Esser". Kann ich persönlich gut nachvollziehen.
Das hat mich an ein Buch und damit an ein lange liegen gebliebenes Thema erinnert... "Was fressen Braunbären? Also, abgesehen von Honigbrot?" Damit begann die Recherche für die zweite Folge Ernährung in Kinderbüchern.
Ich habe nämlich mal wieder festgestellt, dass ich erschreckend wenig weiß. Nicht, dass ich jetzt zum Bären-Flüsterer werden will. Aber hab ich in Bio eigentlich komplett geschlafen...?



Wer das Buch in den Händen hält, der sieht sofort: da hat jemand Hunger. Da geht es ums Essen. 
Moment, da bin ich vorschnell. Denn die Großen wissen, was das besagte Loch im Bauch ist. Der kleine Mann aber hat das am Anfang erstmal wörtlich genommen und nicht mit Hunger verbunden. Der Zielgruppe ab 2 Jahren muss man die Ausgangslage also erklären, will man Missverständnisse vermeiden. Eine Möglichkeit, mit dem Kind über das starke körperliche Gefühl des sprachlichen Bildes zu sprechen - das im Buch durch tatsächliche Löcher in den Seiten (ähnlich wie bei Carles Raupe) sehr einprägsam veranschaulicht wird.

Wobei. Das Buch kommt gleich selbst auf den Punkt: "Jetzt ist er wach, doch hungrig auch. Der Bär hat sooo ein Loch im Bauch!" Das Bett, aus dem der Bär gerade vom Hunger vertrieben wurde, ist ein ziemlich menschliches. Wir befinden uns in einer Mischwelt zwischen menschlicher Realität und Natur. Bett, Besteck und Kühlschrank, aber ein unbekleideter Bär, der auf Feld und im Wald jagen geht. Nur dass er eben nicht sehr erfolgreich ist, dieser Bär, der auch nicht wirklich furchteinflößend, sondern eher drollig dargestellt ist.

Der Riesen-Hunger scheint dem Exemplar den Kopf zu vernebeln, in seinem Wahn will er gleich einen ganzen Stier erlegen - und bekommt es mit der Angst zu tun. Also: eine Nummer kleiner.
Als nächstes pirscht er sich an ein paar Schweine heran, doch die haben ihm "gar zu viel Dreck." Trotz "Bärenhunger" (für später mal, Junior: die Stilfigur heißt beim Menschen "Hyperbel" - hier natürlich wörtlich passend) gibt es eben auch so etwas wie Lust und Abneigung beim Essen - die verhindert, dass wir zu uns nehmen was uns nicht gut tut.

Stier, Schweine - sind Bären tatsächlich Allesfresser? frage ich mich an dieser Stelle. Und schließlich, was ist dran an der Mär, sie fräßen so furchtbar gerne Honig ... siehe "Winnie the Pooh"?
Um damit mal zu beginnen. Ja, Bären fressen tatsächlich gerne Honig. In der Natur fallen sie allerdings auch deshalb über Bienenstöcke her, weil sie sehr gerne Insekten fressen - die Bienenbrut lockt sie also zusätzlich.

Der Braunbär ist ein Waldbewohner. Das ist hier auf der Bärenjagd schonmal nicht wirklich berücksichtigt. "Er ernährt sich hauptsächlich von Knollen, Früchten und Blättern. Aber auch Insektenlarven, Nager, Fische, Hirschkälber und Aas stehen auf seinem Speiseplan."
Bären sind also tatsächlich Allesfresser, allerdings macht vegetarische Nahrung bei vielen Arten den Großteil aus. "Beeren, Nüsse und Samen sind nahrhaft" - ich fange an zu glauben, der kleine Mann ist in Wahrheit ein Bär - und sorgen für ein dickes Fettpolster, von dem sie während ihres Winterschlafs zehren.

"Bei der Futtersuche hilft ihm sein Geruchssinn, der etwa 100.000 Mal feiner ist als der des Menschen" lehrt mich außerdem die Recherche... also eine feine Nase scheint mir dieses Exemplar nicht zu haben, denn auch bei Hasen und Hühnern hat er kein Jagdglück. Rezeptideen sind da, aber es fehlt wohl an Schnelligkeit und Geschick... 

JA, Junior! Essen fliegt einem nicht zu, der Kühlschrank füllt sich nicht magisch von selbst, dafür müssen auch wir arbeiten - merk es dir! *zwinker*

"Noch immer so ein Loch im Bauch, und ganz alleine bin ich auch!" Oh wei.
Zum Glück nimmt das ein Ende. DAS FINALE: die Bärenjungen kehren mit der Mutter heim, mit ... Brot und Honig!
Ich deute das mal so - Familie bedeutet auch, sich gegenseitig zu versorgen. Klassische Rollenverteilung hin oder her, heute hat der Jägerpapa mal Pause. Hat ja jeder mal einen schlechten Tag. Auch wenn die Rettung eindeutig aus dem Supermarkt kommt und nicht das erhoffte Stück Fleisch ist - manchmal sind es die simplen Dinge, die dich sehr glücklich machen können. Und gemeinsam eben noch mehr.

Jetzt muss ich mal beobachten, ob ich beim kleinen Mann weitere Anzeichen für eine "VerBärung" finde. Vielleicht besorgt der uns Eltern dann ja zur Abwechslung mal was zu futtern, wenn wir je so gelöchert sind. 
Das fänd ich bärenstark! 
(Ja, ich weiß, 5 EURO in die Wortspiel-Kasse...)


Quelle: Dunja Schnabel "Der Bär hat sooo ein Loch im Bauch", Oetinger - 2014, Planet Wissen über Braunbären, Video arte future "Essen Bären wirklich so gerne Honig?"

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