Sonntag, 2. November 2014

Das Perfekte Dinner - Wer muss zugeben, dass er der Profi ist?

Die Lieblings-Kochsendung eines Kochs? Na, "Das Perfekte Dinner" natürlich. (Zumindest dieses Kochs.) Und zwar am Besten die "Wer ist der Profi?"-Ausgabe. Oder, wie wir es gern nennen: Wer muss zugeben, dass er der Profi ist?

Letzte Woche war's besonders gut. Weil der Profi - auf den der Koch und ich von der ersten Folge an getippt hatten - ordentlich geschauspielert hat. Ich hab selten jemanden so schlecht einen Lachs filetieren sehen... Alles, um den Verdacht zu zerstreuen, er könnte derjenige welche sein.
Deshalb war es besonders schwer, sich sicher zu sein, wer der Berufskoch ist. Überhaupt: Von (m)einem Koch zu verlangen, den Profi-Koch "on the spot" zu erkennen, ist wohl ungefähr so wie von einem Rennfahrer zu verlangen, einen anderen an der Art wie er im Stadtverkehr Auto fährt zu erkennen.

Dieses Mal waren es, auch aufgrund der Schauspielerei, wieder mal weniger die Fingerfertigkeiten noch das große kulinarische Wissen (das hat ein anderer Kandidat ständig zur Schau gestellt) noch die Begeisterung (der Punktsieger sprach ständig von "Gänsehaut" und die weibliche Kandidatin der Runde hatte auch genug für alle) des Kochs, die ihn uns verraten hat. Sondern beim Kochen seine Routine. Am Meisten aber, von Anfang an: seine Attitüde.
Ich liebe meinen Koch sehr. Aber Köche... sind ein spezieller Menschenschlag. Viele (nicht alle), haben eine gewisse lässige, manchmal auch etwas müde, im besten Falle sympathische Arroganz.

Professionell zu kochen erfordert nicht nur Können, sondern auch eine gehörige Portion Stressmanagement. Um nicht zu sagen Sadomasochismus. Und das mein ich jetzt nicht im sexuellen Sinn. Aber wenn es in der Küche heiß her geht (doppelter Wortsinn... oder dreifacher?), dann bleibt keine Zeit für Höflichkeiten. Oder Freundlichkeiten. Dann muss es zack, zack gehen. Und man muss Leistung auf den Punkt abrufen können.

Nicht umsonst herrscht in (den meisten) Küchen, anders als in anderen Berufsumfeldern, immer noch eine klare Hackordnung. Azubis stehen ganz unten. Und ihnen schlägt erstmal ein ziemlich rauer Wind entgegen. Auch wenn man sie eigentlich für talentiert hält und/oder nett findet. Man muss sich Anerkennung in der Küche erst mal verdienen, sich bewähren. Durch Fleiß, Durchhaltevermögen, Kollegialität.
Und es gibt auch noch ältere Köche die hier, wie man das sonst nur vom Militär kennt, davon sprechen dass jemand "erstmal gebrochen werden muss". (Bei diesem Ausdruck krieg ich immer Gänsehaut... aber keine angenehme!) Das ist der sadistische Teil. 
Und noch dazu ist der Job hart - körperlich superanstrengend, stressig, (im Normalfall) besch... Arbeitszeiten. Das ist der masochistische Teil.

Also, "bloß gut kochen zu können", heißt noch nicht, dass man zum Berufskoch taugt. Auch wenn die Sendung einen manchmal etwas anderes glauben lässt: Die meisten Hobbyköche würden in einer Profiküche völlig untergehen. Und/oder heulend rausrennen.
Aber umgekehrt heißt es eben auch nicht, dass der Profi im Vergleich zu 4 anderen, versierten, ambitionierten Hobbyköchen, auf jeden Fall am Besten kocht. (So was wie eine Tagesform gibt es ja auch noch.)

Und so mussten schon viele Köche zähneknirschend, nicht als strahlender Punktsieger, zugeben: Ich bin der Profi. *mit Grabesstimme* Ja, ich weiß. Hat keiner gedacht. Weil meines nicht das perfekte Dinner war.
Mein Lieblingsspruch: "Ich hab das Niveau etwas unterschätzt."
Ach, ehrlich?

Mir fällt kein anderer Beruf ein, in dem Nicht-Profis zum Teil auch tägliche Übung haben. Und nicht allzu selten zuhause auch noch besser ausgestattet sind oder (aufgrund ihrer finanziellen Möglichkeiten) mit hochwertigeren Produkten arbeiten können als der Berufskoch.
Ich mein, wie fände es ein Automechaniker, wenn er bei einem Wettbewerb - wohlgemerkt im Fernsehen - mitmachen sollte, in dem er 
a) die anderen davon überzeugen soll, dass er das nicht beruflich macht, dass heißt er - 1. seinen eigenen Namen nicht aus Versehen verraten darf - 2. Infos zu einem anderen Beruf überzeugend auswendig können muss - und 3. eine nicht zu gute Reparatur abliefern darf oder zumindest den Verdacht der Anderen möglichst gut zerstreuen muss, er
b) vorher keine Ahnung hat, wie gut die anderen im Autos reparieren sind, 
und c) dann auch noch in einer fremden Werkstatt mit fremdem Werkzeug arbeiten soll. 

Ob VOX da wohl Kandidaten auftreiben könnte?

Da kann man ja fast nur verlieren. Selbst unser schauspielernder Koch ist in einer starken Runde auch nur Zweiter geworden. Aber dafür nicht enttarnt worden. Amüsant anzuschauen ist es trotzdem fast jedes Mal. Und man fragt sich schon, warum diese Profi-Köche sich das antun. Aber ich sag ja. Ein spezieller Menschenschlag.

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