Dienstag, 17. Juni 2014

Ernährungspsychologie - Teil 1

Stolze 16 Unterparagraphen hat das Kapitel "Ernährungspsychologie" in meinem Nachschlagewerk zum Thema Kinderernährung. Viel Stoff also, der für eine ganze Serie reicht, und viele Anregungen.

Es gibt "[...] in der Kinderernährung eine goldene Regel," die wir wirklich beherzigen und "die vom ersten Lebenstag bis zum Teenageralter gilt: Die Eltern bestimmen das Angebot (das was), das Kind [...] bestimmt wie viel es [...] davon essen möchte." Deshalb kriegt der kleine Mann auch eher kleine Portionen, denn wenn er Hunger hat und mehr möchte, dann teilt er das verlässlich mit. *grins*

"Hier sind die Eltern gefragt, denn sie übernehmen lange Jahre die Verantwortung für das Angebot."
Wie entscheiden wir aber nun, was es geben soll? 
"Was auf den Tisch kommt, ist eine gemeinsame Entscheidung von Kopf, Herz und Gaumen. Und des Geldbeutels. Und des Zeitbudgets sowohl für die Zubereitung der Mahlzeit als auch für die Beschaffung des Essens." 
So kommt es wohl auch, wenn wir trotz guter Vorsätze wieder mal nicht das optimale Essen für uns auswählen. Einfach weil ein anderer Faktor uns einen Strich durch die Rechnung macht. Deshalb hat eine "[...] einfach Aufklärung über ernährungsphysiologische Vorteile der einzelnen Speisen keinen Effekt [...]"

Sowohl wir Erwachsenen als auch die Kinder unterliegen also einer Menge Einflüsse und essen nie ausschließlich das, was gerade richtig und gut für uns wäre. Und ewige Vorträge der Eltern bringen auch nix. Im Gegenteil. "Die Programme, die tief in unserem Unbewussten ablaufen, sind unserem Willen nicht direkt zugänglich. Trotzdem sind sie hochwirksam [...]"
Manchmal muss man auch den Kopf ausschalten und wider dem Verstand den Verlockungen nachgeben. Und ein anderes Mal ihnen trotzen und dem Kind selbst Vorbild sein, dass es nicht immer nach dem Lust-Prinzip gehen kann.

Was erfahre ich außerdem?

Man sollte Essen nie als Belohnung oder Trost einsetzen. Und auch nie als Bestrafung Essen verweigern. 
Wichtiger ist es, das emotionale Bedürfnis des Kindes in einer Situation zu erkennen und mit Zuwendung statt Essen zu erfüllen. 
Und wenn das nicht reicht, hilft ablenken (z.B. durch ein Lied - bei uns wirkt gerade "Die Affen rasen durch den Wald" Wunder...). Besser als aus Langeweile oder zur Ablenkung zu essen. 
Denn das ist ein Muster, das man im Erwachsenenalter verflucht und das schwer wieder loszuwerden ist... Und umgekehrt muss ich kein Psychologe sein, um zu verstehen, dass regelmäßige Bestrafung mit Essen im schlimmsten Fall nicht nur ein Muster nach "Ich darf nur essen wenn ich gut war" sondern zu einer ausgewachsenen Essstörung werden kann.
Völlig richtig also - auch wenn das gute alte "Du kriegst keine Süßigkeiten wenn Du nicht..." dann wohl als Erziehungsmittel wegfällt.

Allerdings fällt es mir schwer, mir vorzustellen, dass ich nicht mit meinem Kind lecker Schnitzel essen gehen kann, wenn es eine supertolle Klassenarbeit zurückgekriegt hat. 
Aber es geht da wohl mehr um "Das hast Du gut gemacht! Komm, hier hast Du einen Keks", um den direkten, auch zeitlichen Zusammenhang. Und wenn es immer was Süßes gibt, wenn man mit den guten Noten heimkommt, ist das sicher keine gute Idee.
"Ich war gut, dann werde ich mit Essen belohnt" und umgekehrt "Ich war böse, dann kriege ich kein Essen". Das kann keine positive Prägung sein.

Im Gegenteil, wenn Essen immer wieder solche emotionalen Funktionen übernimmt, oder einen "inneren Mangel" ausgleichen soll, dann ist das Übergewicht nicht mehr weit. "Viele Menschen, die an starkem Übergewicht leiden, führen ihre Gewichtsprobleme darauf zurück, dass sie schon von Kindheit an dazu erzogen wurden, Essen als Ersatzbefriedigung zu benutzen." 
Wenn wir zur Feier des Tages ("Wegen mir!") aber alle zusammen lecker Essen gehen oder wir zuhause das Lieblingsessen kochen, dann ist das denke ich okay.

Auch ein schlauer Satz: "Es braucht keine Überwindung aufzuessen, sondern es braucht Disziplin, etwas übrig zu lassen." 
Mir kommt eine Idee als Regel zum Kampf gegen automatisches Aufessen: Das, wovon zu viel nicht gut tut, wird portioniert. Also kommen Chips (für mich, der kleine Mann kennt die noch nicht) ab jetzt in eine Schüssel und werden nicht mehr aus der Tüte gegessen. Und wenn es Nudeln mit Gemüse und Tomatensoße gibt, dann dürfen Gemüse und Soße auf den Tisch und die Nudeln werden auf die Teller verteilt.
Das probieren wir doch mal aus, ob das unser Essverhalten ändert. Also, das von mir und dem Koch. Der kleine Mann hat ja noch keine verhängnisvollen Essmuster. Hoff ich jedenfalls.


Quellen: Gabi Eugster "Kinderernährung gesund & richtig" - 2012, Ronald Pierre Schweppe "Schlank durch Achtsamkeit" - 2014

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