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Montag, 7. November 2016

Entschuldigung, haben Sie Weizenprobleme?

Bis vor Kurzem belegte die "Weizenwampe" als einziges Buch über Ernährung einen Platz auf der SPIEGEL-Bestsellerliste der Taschenbuch-Sachbücher - obwohl es schon 2013 erschienen ist.
Ein gut gewählter Titel, der mich unwillkürlich zusammenzucken lässt. Weizen an den Pranger gestellt? Und dann noch das Wort Wampe dazu... Hier scheint das gute alte Prinzip "Werbung funktioniert durch Angst" voll erfüllt.

Gerade scheint es in den Medien jedoch eher den Gegentrend zu geben, und es wird auch glutenfreie Ernährung, die der Autor Davis empfiehlt, reichlich kritisiert. Zumindest wenn sie als Allheilmittel daher kommt. Weizenwampe & Co sind umstritten. "Durch wissenschaftliche Studien nicht belegbare Behauptungen, Halbwahrheiten, Panikmache" - das sind die Vorwürfe.
Das Verteufeln eines einzelnen Lebensmittel scheint mir ohnehin selten die richtige Taktik zu sein. Also doch wieder nur ein Trend, bei dem 1 Kandidat für das gesamte Übel der essenden Bevölkerung verantwortlich gemacht wird?

Montag, 3. Oktober 2016

Zwischenstand: 5 goldene Regeln

Jetzt beschäftige ich mich schon dreieinhalb Jahre mit dem Thema Kinderernährung - Zeit, mal ein kleines Zwischenfazit zu ziehen.
Kurz und knapp auf den Punkt gebracht: Was weiß ich inzwischen? Was sind die 5 goldenen Regeln der Kinderernährung in Bezug auf Essverhalten und Ernährungsgewohnheiten?
Wie kann ich dazu beitragen, dass mein Kind sich gut ernährt?



Montag, 11. April 2016

Du bist was Du isst?!

Oh, wie ich diesen Spruch hasse! Ja, HASSE.
Ich bin also fettige, matschige Lasagne, und Du bist ein Grünkohl-Apfel-Smoothie?  Ich bin also disziplinlos und fett... und Du bist hip und rank und schlank...? Ja? JA?!
Ich sag nur Essen in gut und böse einteilen



Anfang März fand ein Kongress der Deutschen Gesellschaft für Ernährung unter dem Motto "Der Mensch ist, was er isst" statt und bezog sich dabei ebenfalls auf das Zitat von Ludwig Feuerbach aus dem 19. Jahrhundert. Weniger wörtlich wird es dort verstanden, sondern als Ausdruck dafür, dass "Essen, Nahrung und Ernährung [...] wichtige Ausdrucksmittel für soziale Beziehungen und Kommunikation" sind. So weit herrscht denke ich Einigung.

Aber auch im wörtlichen Sinne: Wer nur Mist isst, kann von seinem Körper nicht erwarten, dass der das alles ausgleicht und trotzdem strotzt vor Energie und Gesundheit.
Aber was genau "Mist" ist, das ist eben die Frage. Denn dass eine gesunde Ernährung immer aus der Summe der Teile besteht, und es deshalb nie ein Lebensmittel alleine ausmacht, das hatten wir ja schon.

Und auch die Menge, die ein Mensch essen kann bzw. sollte ist eben von vielen Faktoren abhängig und nur in Normen darzustellen, in die der Einzelne, vor allem als Kind, mehr oder weniger gut hinein passt - ich sag bloß Entwicklungsschub...

"Im Hinblick darauf, wie viel sie essen, scheinen Kinder [...] eine erstaunliche Fähigkeit der Selbstregulierung zu haben," stellt Alfie Kohn fest. "Es sei denn, wir versuchen, das Kommando über ihren Körper zu übernehmen. Vor ein paar Jahren führten zwei Ernährungswissenschaftler* [...] einen faszinierenden Versuch durch. Sie beobachteten 77 Kinder zwischen zwei und vier Jahren und brachten in Erfahrung, inwieweit ihre Eltern Kontrolle über ihre Essgewohnheiten auszuüben versuchten. Sie stellten fest, dass" den stark kontrollierten Kindern "die Fähigkeit, ihre Kalorienaufnahme zu regulieren, abhanden gekommen war. [...] Die Kinder [...] hörten auf, den Hinweisen ihres Körpers darüber, wann sie Hunger hatten, zu vertrauen. Eine Folge: Viele von ihnen begannen schon dick zu werden."

Kontrolle bedeutet eben auch, seine persönlichen Vorstellungen auf das Kind zu übertragen und Essen ein Image zuzuschreiben, das da eventuell gar nicht hingehört. Insofern ist beim Thema Kinderernährung weder überschwengliches Lob noch regelmäßiger Tadel oder Druck angebracht. 
Stattdessen sollten wir lieber auf die angeborene somatische Intelligenz unserer Kinder vertrauen - also "die Fähigkeit des Körpers, durch Lust, Geschmack, Abneigung und Bekömmlichkeit zu zeigen, was er braucht und was nicht." so beschreibt es Thomas Frankenbach, der den Fachbereich Ernährung und Bewegung in einer Rehaklinik leitet und schon einige Bücher zum Thema veröffentlicht hat.

Kinder können das - wenn wir es Ihnen nicht abtrainieren. Aber auch für Erwachsene gilt: indem ich meine Wahrnehmung schule, auf meine körperlichen Signale achte (statt sie immer wieder zu ignorieren) - vor, während und nach dem Essen - kann ich für eine optimale Ernährung sorgen, ohne Diät, Ernährungsplan & Co. Vorraussetzung: ZEIT, keine Ablenkungen, sprich: Essen ohne Autopilot.

Eine Einteilung von Essen in gut/schlecht ist nicht richtig und nicht nötig wenn man auf die somatische Intelligenz vertraut und sich bewusst ist, dass jeder Mensch anders ist - und deshalb anders isst.
Achtsam sein bedeutet hier eben auch: nicht werten, sondern gegenwärtig das erleben, was passiert. Wenn es mir nicht gut tut, darf und sollte ich aufhören.

"Eine optimale Kost ist die, auf die wir Lust haben, die uns schmeckt und die uns gut bekommt. Dann haben wir das Wollen und Brauchen vereint und keine Gewichtsprobleme mehr, weil eine Kost, die dick macht, unseren Gelenken und unserem Wohlbefinden eben gar nicht gut tut. Das Ergebnis sind in der Regel glücklichere Menschen" so Frankenbach über seine Erfahrungen mit somatischer Intelligenz.

Das klingt gut. Du bist was Du isst?! 
Du isst was Du isst! Und zwar am Besten das, was Dein Bauch Dir zugrummelt, wenn Du ihm gut zuhörst.

Quellen: Alfie Kohn "Liebe und Eigenständigkeit" (S. 70/71),  Interviews mit Thomas Frankenbach über somatische Intelligenz im SPIEGEL und und in der Brigitte 7/2015, 53. DGE-Kongress 
*Johnson und Birch aus Illinois

Sonntag, 28. Februar 2016

Essen ohne Autopilot

Inzwischen lese ich sogar den Begriff "Achtsamkeit beim Sex"... und befürchte, jetzt wird es zu einer bloßen Trend-Hülle verkommen.
Obwohl das Thema selbst bei körperlicher Liebe nicht fehl am Platz ist, denn Achtsamkeit ist ein ganzheitliches Konzept. Schließlich ist es möglich, ALLES achtsam zu tun.

Was ist denn aber überhaupt Achtsamkeit? 
Puh... Gemeint ist damit meist Achtsamkeit nach Kabat-Zinn, kurz gesagt:  
eine Form der Aufmerksamkeit, die absichtsvoll, gegenwärtig und nicht wertend ist.  
Das Grundkonzept kommt aus der buddhistischen Tradition. Dr. Kabat-Zinn hat daraus "Mindfulness based stress reduction" (MBSR) entwickelt, eine Methode zur Stressbewältigung, die sich u.a. auch bei chronischen Schmerzzuständen als sehr wirksam erwiesen hat. Nichts rein Mystisches, nein, wissenschaftliche Erkenntnisse.
Kein Wunder also, dass das im Trend liegt - in Zeiten, in denen viele Menschen mit den Begleiterscheinungen der modernen beschleunigten, reizüberfluteten Welt kämpfen, und sich mehr und mehr gestresst fühlen. Mir jedenfalls hat ein MBSR-Seminar in einer völlig erschöpften Lebensphase sehr geholfen.

Was aber hat das jetzt mit dem Thema Ernährung zu tun?


Nach meinen positiven Erfahrungen mit dem Thema Achtsamkeit bin ich irgendwann dem Buch "Schlank durch Achtsamkeit" begegnet. "Ach was," hab ich gedacht und zugegriffen. Obwohl das bei näherer Überlegung eigentlich ein ziemlich schwachsinniger Titel ist. (Sorry...) Der Untertitel "Durch inneres Gleichgewicht zum Idealgewicht" ist zwar besser, aber auch nicht wirklich. Was ist denn das Idealgewicht? Wer bestimmt das? Der BMI? Der BAI (Body-Adiposity-Index)? 
Nee... Dass ich davon nichts halte ist klar. Idealgewicht nur wenn gemeint ist, dass ich mich dann "ideal" fühle. Aber die Idee, bewusster zu essen, daran bleibe ich immer wieder hängen.

Wie oft sind wir beim Essen zweitbeschäftigt? Nicht wirklich bei der Sache, weil der Fernseher läuft oder wir ein Auge auf Computer, Smartphone oder das Kleinkind haben? In Gedanken schon den Einkaufszettel schreiben, oder das nächste Telefonat führen? Wie oft erwische ich mich, dass ich bei der Arbeit esse, weil ich ja sonst nicht dazu komme...? Dass es bei so viel Ablenkung schwierig ist, wirklich präsent zu sein, mit allen Sinnen, ist klar.

Das was Essensanfänger noch tun - Essen mit dem Mund erforschen, mit der Zunge befühlen, den Duft aufsaugen, ewig im Mund zerkauen, zermatschen (und manchmal anschließend wieder aus dem Mund nehmen und betrachten oder befühlen), das machen wir Erwachsenen längst nicht mehr. Nicht nur der sozialen Konvention wegen. So viel Zeit nehmen wir uns schlicht gar nicht.

Nicht umsonst gibt es (immer noch) so viel Angebote bei Fast und Convenience Food. Fast Food geht zwar auch gesund, denn wie schnell ein Essen hergestellt wurde, sagt noch nicht zwangsläufig etwas über dessen Qualität. (Daher auch der neue Trendbegriff "Fast Good.") Wenn Fast Food jedoch heißt, dass man alles unachtsam und schnell, schnell in sich hinein schlingt, dann ist das auf Dauer definitiv ungesund.

Wie kann uns jetzt Achtsamkeit da helfen? 
Der klassische Einstieg in ein MBSR-Seminar ist das ganz bewusste, sehr langsame ESSEN einer Rosine. Für viele Teilnehmer eine völlig neue Erfahrung, die tatsächlich sogar Disziplin benötigt - den Impuls einfach zu schlucken, muss man da mehrfach unterdrücken.

Unsere Aufmerksamkeit ist oft beim ersten Bissen/Löffel noch da, und meistens auch beim letzten (wohl hauptsächlich weil wir wissen, dass es der letzte ist...) - aber den Mittelteil, den "verschlafen" wir oft völlig. Autopilot.
Deshalb kann es ein Augen-öffnendes Erlebnis sein, wenn man alle Sinne "einschaltet" und an das Essen heran geht, als wäre es die erste Rosine des Lebens.

"Es ist vielleicht weniger wichtig, was wir essen, als dass wir es bewusst tun. Wir sollten wieder spüren lernen, ob ein Lebensmittel uns gut tut oder nicht. Genießen wir unser Essen mit dem Wissen, wie viel Energie hineingewandert ist, die uns jetzt Kraft gibt." sagt auch der Schulmediziner Grönemeyer.

Achtsames Essen beinhaltet die Möglichkeit, dass alle sonstigen Gefühle, alle ungünstigen Mechanismen, die eigentlich nicht zum Essen gehören sollten, in den Hintergrund treten. Wenn ich mich voll auf das Erlebnis Essen einlasse, ist kein Platz für diesen Quatsch.
So ist es auch leichter, sinnvolle Entscheidungen zu treffen: bin ich satt, oder habe ich noch Hunger? Tut mir das Essen gut, oder spüre ich, dass ich es eigentlich nicht essen sollte? Einfach weil es keine Ablenkungen gibt, die diese Dinge überdecken.

Nein, das mache ich nicht jeden Tag. Aber es kann mir doch nur gut tun, mich immer wieder daran zu erinnern, mir Zeit zu nehmen - für mich, für meinen Körper, für mein Essen.

Sind nicht die Momente im Leben die schönsten, die wir mit allen Sinnen, in vollen Zügen genießen?
Bisschen kitschig, sagt der Koch. Ja. Aber auch wahr.


Quellen: Roland Pierre Schweppe "Schlank durch Achtsamkeit" - 5. Auflage, Dietrich Grönemeyer "Der kleine Medicus" - 3. Auflage 2005 (S. 177)

Dienstag, 2. Februar 2016

Serie: Ernährung in Kinderbüchern - Folge 2: Der Bär hat sooo ein Loch im Bauch

Der Junior ist gerade nach eigener Aussage ein großer "Honigbrot-Esser". Kann ich persönlich gut nachvollziehen.
Das hat mich an ein Buch und damit an ein lange liegen gebliebenes Thema erinnert... "Was fressen Braunbären? Also, abgesehen von Honigbrot?" Damit begann die Recherche für die zweite Folge Ernährung in Kinderbüchern.
Ich habe nämlich mal wieder festgestellt, dass ich erschreckend wenig weiß. Nicht, dass ich jetzt zum Bären-Flüsterer werden will. Aber hab ich in Bio eigentlich komplett geschlafen...?



Wer das Buch in den Händen hält, der sieht sofort: da hat jemand Hunger. Da geht es ums Essen. 
Moment, da bin ich vorschnell. Denn die Großen wissen, was das besagte Loch im Bauch ist. Der kleine Mann aber hat das am Anfang erstmal wörtlich genommen und nicht mit Hunger verbunden. Der Zielgruppe ab 2 Jahren muss man die Ausgangslage also erklären, will man Missverständnisse vermeiden. Eine Möglichkeit, mit dem Kind über das starke körperliche Gefühl des sprachlichen Bildes zu sprechen - das im Buch durch tatsächliche Löcher in den Seiten (ähnlich wie bei Carles Raupe) sehr einprägsam veranschaulicht wird.

Wobei. Das Buch kommt gleich selbst auf den Punkt: "Jetzt ist er wach, doch hungrig auch. Der Bär hat sooo ein Loch im Bauch!" Das Bett, aus dem der Bär gerade vom Hunger vertrieben wurde, ist ein ziemlich menschliches. Wir befinden uns in einer Mischwelt zwischen menschlicher Realität und Natur. Bett, Besteck und Kühlschrank, aber ein unbekleideter Bär, der auf Feld und im Wald jagen geht. Nur dass er eben nicht sehr erfolgreich ist, dieser Bär, der auch nicht wirklich furchteinflößend, sondern eher drollig dargestellt ist.

Der Riesen-Hunger scheint dem Exemplar den Kopf zu vernebeln, in seinem Wahn will er gleich einen ganzen Stier erlegen - und bekommt es mit der Angst zu tun. Also: eine Nummer kleiner.
Als nächstes pirscht er sich an ein paar Schweine heran, doch die haben ihm "gar zu viel Dreck." Trotz "Bärenhunger" (für später mal, Junior: die Stilfigur heißt beim Menschen "Hyperbel" - hier natürlich wörtlich passend) gibt es eben auch so etwas wie Lust und Abneigung beim Essen - die verhindert, dass wir zu uns nehmen was uns nicht gut tut.

Stier, Schweine - sind Bären tatsächlich Allesfresser? frage ich mich an dieser Stelle. Und schließlich, was ist dran an der Mär, sie fräßen so furchtbar gerne Honig ... siehe "Winnie the Pooh"?
Um damit mal zu beginnen. Ja, Bären fressen tatsächlich gerne Honig. In der Natur fallen sie allerdings auch deshalb über Bienenstöcke her, weil sie sehr gerne Insekten fressen - die Bienenbrut lockt sie also zusätzlich.

Der Braunbär ist ein Waldbewohner. Das ist hier auf der Bärenjagd schonmal nicht wirklich berücksichtigt. "Er ernährt sich hauptsächlich von Knollen, Früchten und Blättern. Aber auch Insektenlarven, Nager, Fische, Hirschkälber und Aas stehen auf seinem Speiseplan."
Bären sind also tatsächlich Allesfresser, allerdings macht vegetarische Nahrung bei vielen Arten den Großteil aus. "Beeren, Nüsse und Samen sind nahrhaft" - ich fange an zu glauben, der kleine Mann ist in Wahrheit ein Bär - und sorgen für ein dickes Fettpolster, von dem sie während ihres Winterschlafs zehren.

"Bei der Futtersuche hilft ihm sein Geruchssinn, der etwa 100.000 Mal feiner ist als der des Menschen" lehrt mich außerdem die Recherche... also eine feine Nase scheint mir dieses Exemplar nicht zu haben, denn auch bei Hasen und Hühnern hat er kein Jagdglück. Rezeptideen sind da, aber es fehlt wohl an Schnelligkeit und Geschick... 

JA, Junior! Essen fliegt einem nicht zu, der Kühlschrank füllt sich nicht magisch von selbst, dafür müssen auch wir arbeiten - merk es dir! *zwinker*

"Noch immer so ein Loch im Bauch, und ganz alleine bin ich auch!" Oh wei.
Zum Glück nimmt das ein Ende. DAS FINALE: die Bärenjungen kehren mit der Mutter heim, mit ... Brot und Honig!
Ich deute das mal so - Familie bedeutet auch, sich gegenseitig zu versorgen. Klassische Rollenverteilung hin oder her, heute hat der Jägerpapa mal Pause. Hat ja jeder mal einen schlechten Tag. Auch wenn die Rettung eindeutig aus dem Supermarkt kommt und nicht das erhoffte Stück Fleisch ist - manchmal sind es die simplen Dinge, die dich sehr glücklich machen können. Und gemeinsam eben noch mehr.

Jetzt muss ich mal beobachten, ob ich beim kleinen Mann weitere Anzeichen für eine "VerBärung" finde. Vielleicht besorgt der uns Eltern dann ja zur Abwechslung mal was zu futtern, wenn wir je so gelöchert sind. 
Das fänd ich bärenstark! 
(Ja, ich weiß, 5 EURO in die Wortspiel-Kasse...)


Quelle: Dunja Schnabel "Der Bär hat sooo ein Loch im Bauch", Oetinger - 2014, Planet Wissen über Braunbären, Video arte future "Essen Bären wirklich so gerne Honig?"

Sonntag, 8. November 2015

In eigener Sache: Der 100ste Post

Der erste kleine Meilenstein. *Schnief*
2 Jahre, 100 kleine Geschichten und - wenn mich die Blogger-Statistik nicht belügt - immerhin 4.700 Seitenaufrufe, eine Handvoll E-Mail-Abonnenten, die sich bisher noch nicht wieder abgemeldet haben (DANKE), und eine kleine Leserschaft, die mich irgendwie gefunden hat und 6 Hände voll sogar weiterempfohlen hat (DANKE).

Ich bin noch dabei, auch wenn es zwischendurch manchmal schwierig war, dran zu bleiben, neben der Arbeit und im Tumult eines Lebens mit einem jetzt dreijährigen Kindergarten-Kind. *wieder schnief*

Ich habe einen Korb voller Ideen, an denen ich noch arbeiten will (immer noch mehr Entwürfe in meinem Account als gepostete Artikel...). In die ich mich reindenken, einlesen, an denen ich verzweifeln und die ich am Ende doch zu Blog-Papier bringen will. 

Und wenn sie dann noch jemand liest und etwas damit anfangen kann, und wenn es nur ein kleines "Ach ja" oder ein Schmunzeln ist (so stelle ich mir das dann vor, wenn ich mich manchmal frage "Wozu machst du das im Internet?"), dann ist es einfach nur gut.

Meine Mutter schrieb mir mal: "Mir gefällt an Deinem Blog, dass Du von Dir selbst, von Eurem erlebten Leben, von Deinem Weg berichtest: unmittelbar, persönlich und konkret. Ich (als Leserin) kann mich Dir annähern, mich mitnehmen, inspirieren, informieren oder einfach unterhalten lassen, so lautet für mich Dein Angebot."
Ja, ja, JA!
KEEP 
READING
and
CARRY ON 

COOKING


I'll KEEP 
COOKING
 
and 
CARRY ON 
WRITING


P.S. - Der Koch nervt mich schon lange damit, dass die Schrift - weiß auf grau - so unleserlich ist und überhaupt die Vorlage Mist. Ich habe mich erbarmt, und starte in die nächsten 100 Posts mit einer neuen. Damit ist das erste Kapitel auch optisch abgeschlossen. Hach. Ich hab das Gefühl, ich hätte die ganze Wohnung neu gestrichen. *schiefgrins*

Freitag, 2. Oktober 2015

Blätterteigwaffeln Oder: Wie hältst du es mit den Fertigprodukten?

Im Grunde halte ich es (mittlerweile) mit Günter Grass und meiner Namensvetterin Lena Stubbe: "Zur Hölle mit den Fertiggerichten! Auch wenn sie Zeit sparen, frag ich euch: Zeit wofür und für wen?"

Aber. Den ganzen Sommer habe ich es kaum geschafft, Artikel fertig zu bekommen... Es war einfach zu viel los. Dreijähriger inklusive Kindergarten-Einstieg, Arbeit, vier liebe Freundinnen, die dieses Jahr heiraten... wer bis morgens um fünf feiert, vollbringt am nächsten Morgen einfach keine kulinarischen Höchstleistungen. Oder schreiberische.
In solchen Phasen plane ich nur noch von Tag zu Tag. Und erwische mich dabei, dass meine selbst gesteckten Ernährungsziele immer öfter untergehen. Der Einkaufszettel wird eher nach "Wie schnell geht das?" gestaltet, als nach "Kriterium: Abwechslung". Zum Glück gibt es was Ernährung betrifft, ob mit oder ohne Kind, ja die gute alte 80/20-Regel - gut fährt auch hier, wer der Ausnahme huldigt.

Für einen Berufskoch allerdings wird die Frage nach der Verwendung von Fertigprodukten zur Gretchenfrage. Höchst verpönt - ein "guter" Koch (was auch immer das ist), würde natürlich nie zugeben, dass er welche benutzt. 
Die Wahrheit ist: Fertigprodukte haben auch in Profi-Küchen vor langer Zeit Einzug gehalten. Allein schon deshalb, weil streng genommen auch Pasta und Tomatenmark dazu gehören. Wer behauptet, in seiner Küche gäbe es kein einziges, der lügt also ziemlich sicher.

Damit stellt sich heutzutage eher selten die Frage: Darf ich Fertigprodukte benutzen? Sondern: Wenn Fertigprodukte, welche sind denn zumindest okay?

Tja, das ist keine Frage mit einfacher Antwort. Ein bisschen ausgeholt: Was macht die (industrielle) Verarbeitung mit unserem Essen?

Unter Anderem gilt für Lebensmittel: je stärker sie verarbeitet sind, desto leichter verdaulich sind sie und damit für unseren Körper in Energie umzusetzen. (Zumindest wenn sie Kohlehydrate, Proteine oder Fette enthalten - und das tun eigentlich alle.)
Das war zu Hungerszeiten ein enormer Vorteil. Durch gekochtes Essen beschaffte sich der Mensch mehr Energie als durch dasselbe Lebensmittel in roher Form.
Doch genau da sind wir auch beim Grundproblem für heute. Denn wir leben nicht mehr in Hungerszeiten. Wir brauchen nicht noch mehr Energie. Dazu kommt, dass Fertigprodukte meist auch sehr weich und kleinteilig sind und/oder viel Luft enthalten. Das heißt, der Körper verbrennt auch weniger Energie, als wenn er ein rohes Gemüse mühsam zerkauen und verdauen muss.

Wenn also auf einer Packung Fertigpizza steht, dass ich 874 kcal (fast 1/3 meines Tagesbedarfs) zu mir nehme, stimmt das leider nicht ganz. Die einzelnen Zutaten sind ja bereits verarbeitet, der Körper kann sie deshalb besser umsetzen und zieht noch mehr Energie daraus, als die Zahl auf der Packung vermuten lässt. Die errechnet sich nämlich nur aus der Summe der einzelnen Grundzutaten. Wie viel mehr kommt allerdings auf viele individuelle Faktoren an, sodass es auch kaum möglich wäre, eine wirklich exakte Kalorienzahl anzugeben. Was die Kalorienangaben auf Packungen an sich eigentlich ziemlich überflüssig macht. 
Dass ich vom Kalorienzählen sowieso nicht viel halte, das können sich regelmäßige Leser ohnehin denken. Aber es ist ein weiteres Argument für die frische Zubereitung eines Gerichtes vs der sehr stark verarbeiteten Fabrikversion - jenseits der Diskussion um einzelne Komponenten wie Fett-, Zucker- oder Salzgehalt und Zusatzstoffen. Oder dem Aspekt der "toten" weil bakterienfreien Nahrung, über den ich mich ja auch schon ausgelassen habe.

Aber zum Glück: Gutes Essen, gute Ernährung und Convenience-Food schließen sich nicht ganz aus. Zumindest wenn man ein paar Grundregeln beachtet. (Die folgen dann bald in Teil 2 zum Thema.) Prinzipiell kann man sagen: Je stärker verarbeitet, desto schlechter.

Selbst Autor und Lebensmittelindustrie-Kritiker Michael Pollan ist nicht dafür, dass "sämtliche Fertigprodukte wieder aus unseren Einkaufswagen verschwinden" - "Manches ist ja ein wahrer Segen [...] - eine große Hilfe, wenn man mal nicht zum Einkaufen kommt. [...] das ist keine Frage des Alles oder Nichts."

Hört, hört.
Für mich zählt zu den positiven Seiten eindeutig ein Produkt wie Fertig-Blätterteig. Selbst gemacht eine Heiden-Arbeit. Teig machen. Halbe Stunde kalt stellen. Teig falten. Kühl stellen. Falten. Kühl stellen. Falten. Kühl stellen. Wer zum Teufel kommt auf die Idee, ein solches Rezept mit "schnell und einfach selber machen" zu betiteln??? Sorry, no can do.
Da passt es wie die Faust aufs Auge, dass im Waffel-Buch, das mir mein liebes Brüderchen zum Geburtstag geschenkt hat, ein Rezept für Waffeln mit Fertig-Blätterteig drin ist. Blätterteig? Im WAFFELEISEN?

Vorbereitung: 5 Minuten. Backen: 3 Minuten. 
Füllung: Unendliche Möglichkeiten. Geschmack: Ein Traum.
Entdeckung des Monats!


Blätterteigwaffeln mit Gruyère, Schinken und Frischkäse

Zutaten:

ergibt 6 Waffeln

2 Rollen Fertig-Blätterteig
2 Handvoll Gruyère oder anderer, kräftiger Käse
1-2 Scheiben Schinken oder Speckwürfel
2 EL Frischkäse natur oder mit Kräutern, Paprika o.ä.
Paprikapulver
etwas Bärlauch, Schnittlauch oder andere Kräuter


Das Waffeleisen vorheizen (relativ hohe Stufe) und ggf. einfetten. Gruyère grob reiben, Schinken in Stücke schneiden.
Blätterteig ausrollen und jeweils in 6 Stücke von ca. 14 x 14 cm schneiden. Teigstücke vorsichtig ungefähr in die Größe der Backfläche des Waffeleisens ziehen. Mit Gewürzen bestreuen.
Mit der gewürzten Seite nach oben auf die Fläche legen und mit Käse und Schinken füllen, mit zweitem Blätterteigstück (Gewürze nach unten) bedecken. Ca. 3 Minuten backen.

Wenn man zu viel Füllung nimmt, backt der Teig vorne nicht richtig. Dann kann man die Waffel aber auch nochmal drehen und zu Ende garen.


Quelle: Rezept frei nach Apéro-Waffeln: Christina Richon "einfach WAFFELN" - GU, Why most food labels are wrong about calories von Wissenschaftlern der Havard University, Verbraucherzentrale BaWü über Nachgemachte Lebensmittel, z.B. Speiseeis, Interview mit Michael Pollan im Magazin Flow - Ausgabe Nummer 10, Rezept "Blätterteig schnell und einfach selber machen" bei Herr Grün Kocht

Donnerstag, 25. Juni 2015

Gestatten, Monster AG

Der kleine Mann ist schon lustig.
Also erstens, dass er überhaupt auf die Idee kommt, mit Oma "ins Restaurant" gehen zu wollen. Und das nicht nur ein Mal äußert, sondern zu Beginn des nächsten Besuchs gleich einfordert.

Okay, er hat schon mal verlangt, dass wir "Börger" essen gehen. Weil er da eben Lust drauf hatte. Aber ins Restaurant, das sagt mir doch irgendwie, dass es nicht nur ums Essen geht. Dass er das ganze Drumherum toll findet. Sich von der Oma ausführen lassen. *ts, ts* Die kleine Diva. *grins*

Na ja, und zweitens hat er beim Italiener dann eine Pizza "mit Oliven und Pinienkernen" bestellt. Ja, Oliven. Und Pinienkerne. Auf der Pizza.

Und drittens hat er, als die Kellnerin an den Tisch kam, und gefragt hat, ob alles in Ordnung ist, geantwortet: "Ich mag eigentlich keine grüne Oliven. Ich mag nur schwarze Oliven."

Oh Gott, we've created a monster. Das kommt davon.
Es gibt Kinder, die können mit Zweieinhalb Fussballspieler oder Automarken benennen. Unserer kann eben Erd-, Wal- und Haselnüsse unterscheiden und weiß, was Uäps (Wraps), Couscous und Quiche sind.

Kurz, aber nur kurz, fand ichs ein bisschen peinlich, dass er da so aufgefallen ist.

Aber dann denk ich: es gibt doch echt Schlimmeres, als ein kleines Foodie-Monster.

Montag, 1. Juni 2015

Zitat: Kinderquark mit Torsten

Mein derzeitiges Lieblingszitat zum Thema Ernährung, aus dem Munde eines Slam-Poeten/Kabarettist:

"Der Werbung als solcher wird ja immer vorgeworfen, sie würde lügen. Hähä! Natürlich lügt die Werbung. [...] Stopp! Vorsichtig. Man sagt natürlich: Irreführende Werbung.
Und die zu verbieten wär ja noch schöner. Als nächstes verbietet man Männern mit kleinem Pimmel, sich einen Porsche zu kaufen. Echt! Wehret den Anfängen. Aber trotzdem.
Der Molkerei-Moloch Ehrmann hat seinen Kinderquark Monsterbacke mit dem Slogan "So wichtig wie das tägliche Glas Milch" beworben.
Da dieser 'Kinderquark' - was immer das sein soll, es klingt wie 'Rentnerporree', egal - [...] allerdings derartige Mengen an Zucker enthält, dass es beim Melken der Kuh hätte knirschen müssen, passt dat irgendwie nicht. [...] Die Lebensmittel-Industrie tut so, als wäre sie Rolf Zuckowski, ist aber Bushido."

Sach ich doch!


Quelle: extra3-Sendung am 18.02.2015 auf dem NDR, ausnahmsweise moderiert von Torsten Sträter

Freitag, 8. Mai 2015

Ich red da ja nicht gerne drüber... Oder: Von der Liebe zum Essen

...aber eigentlich fühl ich mich seit 15 Jahren zu dick.
So, da habt ihr es. Und das, obwohl ich mich nie im Übergrößen-Bereich bewegt habe. Selbst in den dicksten Jahren.
Damit gehöre ich vermutlich zum größten Teil der Frauen, insofern ist das wahrlich nichts Weltbewegendes. Aber es ist trotzdem hart, es so schwarz auf weiß ausgeschrieben vor mir zu haben. Meine Welt bewegt es, immer wieder.
Ich mache das, unter Freundinnen und in der Familie, so gut wie nie zum Thema. Und wahrscheinlich denken die alle, ich seh die Angelegenheit ziemlich lässig. Was manchmal ja auch stimmt.
Aber.

Das Thema Essen und wir Mädels - ist irgendwie viel zu oft ein Kampf. Allermeistens, wie bei mir, ab dem Teenageralter. Bei Manchen (leider) auch schon früher. Und bedauerlicherweise führt es häufig zu einem sehr unentspannten Umgang mit dem Thema Ernährung.

Irgendwie, ich weiß nicht mehr genau wie, bin ich auf Anke Gröners Blog gestoßen. Sie kocht leidenschaftlich gern. Und sie hat ein Buch geschrieben, das heißt  "Nudeldicke Deern." Der Titel verrät schon, sie hat keine Kleidergröße 36/38. 
Weil ich ihre Texte ganz schön klug und witzig fand, und mir Nordlichter sowieso grundsätzlich erstmal sympathisch sind, und wahrscheinlich, weil ich mir etwas positiven Zuspruch erhofft habe, hab ich die 10 EUR investiert.

Gut investiert.
Ausgangspunkt: Eine E-Mail an Ankes Freundin und Ernährungsberaterin Lu: "Der Kerl und ich würden sehr gerne auf dein [Food-]Coaching-Angebot zurückkommen. Ich traue mich so selten an Neues ran, und daher würde ich mir wünschen [...], Essen neu für mich zu entdecken."
In vielerlei Hinsicht, habe auch ich eine solche Entdeckungsreise begonnen, seit der Koch in mein Leben getreten ist. Und Essen (und Kochen) neu schätzen gelernt.
Aber dass ich wirklich das Gefühl habe, das Essen, mein Körper und ich, wir sind eine harmonische Einheit - das kann ich leider nicht behaupten.

"Wer sich jahrelang durch Diäten seine Instinkte und sein Hungergefühl abtrainiert hat, muss erst wieder lernen, dem eigenen Körper zu vertrauen," stellt Anke zu Anfang ihrer Reise fest. Ich würde sagen, die Diäten müssen gar nicht sein, denn davon hab ich nicht besonders viele gemacht. Aber wer jahrelang mit schlechtem - oder überhaupt irgendeinem Gewissen - gegessen hat, wer den Teller vor sich immer gewertet hat, Lebensmittel und Gerichte in gut und böse unterteilt hat, der hat verlernt, die angeborenen körperlichen Signale zu verstehen.


Anke Gröner zitiert dazu auch Udo Pollmer und damit interessante Versuchs-Ergebnisse aus den 20/30er Jahren des letzten(!) Jahrhunderts: "gerade abgestillte Kinder" konnten "ihre Nahrung über viele Monate frei wählen" - ferngehalten von allen "sozialen Einflüsse[n] auf ihr Essverhalten". Ergebnis: " Die einzelnen Kinder ernährten sich recht unterschiedlich, aber jeweils goldrichtig. Die Nahrungsaufnahme erfolgte offenbar spezifisch für den jeweiligen Stoffwechsel." 
Kinder essen intuitiv. Esseidenn, wir gewöhnen es ihnen ab. Noch ein Grund, dem kleinen Mann viel Abwechslung zu bieten, aber seinen Instinkten, auch was Menge angeht, und seinen Vorlieben und Abneigungen zu vertrauen.

Ihr Ratschlag im Kern an die - vermutlich zumeist weibliche - Leserschaft: "mach keine Diät, iss gutes Zeug." Den möchte ich unterschreiben, und nochmal fett unterstreichen. Schluss mit dem Kampf gegen den eigenen Körper, stattdessen mehr Zeit dafür, gutes - wohlgemerkt nicht unbedingt nur 'gesundes' - Essen auszuwählen. Und Zeit beim Essen selbst! 

Auch diese Erfahrung teile ich: Wenn man einmal damit angefangen hat, sich wirklich mit Essen zu beschäftigen, es zu schätzen lernt, Vielfalt, Geschmack, Kombination...ist es schwer, wieder aufzuhören.
"Es sind gerade einmal vier Wochen, in denen ich bewusst esse - und ich ahne, dass ich aus dieser leckeren Falle nicht mehr rauskomme."
Ja, aber zum Glück!

So entdeckt sie, mit 40 Jahren, den Wert von Kochen: "Etwas, das du dir selbst kochst, wird dir wirklich besser schmecken als der Kram, den dir der Bringdienst [...] vorbeischickt. Diese seltsame Eigenschaft hat sogar einen Namen: der Ikea-Effekt [...] gilt auch für Essen: Dafür hab ich gearbeitet, also ist es mir etwas wert. [...] Es gibt sogar die Theorie, dass unsere Gesellschaft deshalb immer dicker wird, weil wir unser Essen nicht mehr würdigen und es gedankenlos in uns hineinwerfen, weswegen wir immer mehr essen, als wir eigentlich müssten."
Nach dieser Logik kann man eben auch einen Besuch beim Fast-Food-Laden oder die Tiefkühlpizza angehen: Wenn, dann bitte schön bewusst genießen, den Geschmack und die Vorteile des Fertigprodukts - und nicht ferngesteuert reinstopfen. Denn das macht ganz bestimmt auf Dauer nicht glücklich. Und ist nicht gesund.
Das birgt allerdings auch eine Gefahr: Man könnte dabei feststellen, dass es einem gar nicht schmeckt. Oder nicht gut tut. (Und ganz schön teuer ist.)

Denn mehr soll "bewusstes Essen" gar nicht bedeuten: "Es gibt keine Verbote. Es gibt nur die Ansage, [...] auf mich, auf meinen Hunger und meine spontane Lust auf bestimmte Lebensmittel zu achten - was für mich eine ganz neue Art von Essen war, denn die letzten 20 Jahre hatte ich ja damit zugebracht, gutes von bösem Essen zu unterscheiden und mich konstant mies zu fühlen, weil ich das böse Essen nun mal lieber mochte als das gute."
Das WIE wir essen wird viel seltener beachtet, als das WAS wir essen. In diesem Sinne spricht sie hier von nichts anderem als Achtsamkeit beim Essen, dem Hineinhören in den Körper und damit auch das Wecken von Bewusstsein für Essensmuster und Funktionen wie (emotionaler) Ersatzbefriedigung. (Und bestärkt mich darin, mich mit dem Thema Achtsamkeit und Essen bald mal zu beschäftigen...)

Wenn man sich - wie ich - auch nur ein bisschen darin wieder findet, dass das eigene Verhältnis zum Essen irgendwie entspannter, weniger wertend und dafür genussvoller sein könnte, dann sage ich: Dieses Buch lesen! 
Ja, sie lässt kein gutes Haar an Diäten, BMI (Ich nicke heftig!) und Dünnsein als Ideal. Und Kritiker würden wahrscheinlich sagen: Klar, sie muss ja sagen, die Figur ist egal, weil sie eben nicht so aussieht, wie sie es gerne täte. Aber das Entscheidende ist für mich dieser Satz: "Essen hat heute so viele Funktionen bekommen [...] aber niemand sagt dir, dass deine Nahrung dich zuallererst einmal glücklich machen soll. Zufrieden. Ausgeglichen. Satt." 

Wenn ich überlege, wann ich seit der Teenagerzeit am Glücklichsten mit meiner Figur, meinem Körper war: als ich frisch verliebt in meinen Mann war und einige Monate nach der Geburt des kleinen Mannes. 
Zeiten, zu denen ich mir herzlich wenig Gedanken darüber gemacht habe, ob ich mir die Pizza jetzt "leisten" kann oder nicht. Da waren nun wirklich andere Sachen wichtiger. Und dann sind ein paar Pfunde gepurzelt (aber eben nur ein paar), ohne dass es mir bewusst war oder ich hungern musste, und mein Körper gleich wieder Notreserven anlegen wollte. Keine Diät, kein Jojo.
Da war in vollem Umfang "Nahrung nicht mehr mein Feind [...], sondern meine beste Freundin", und ich hab mich einfach wohl gefühlt. Gesunder Geist in gesundem Körper, und so, ihr wisst schon. Das wünsche ich mir. Für mich, für den Koch, für den kleinen Mann. Für jeden.

Und das tut auch Anke Gröner. Genau deswegen ist ihr letzter Rat: "Hör nicht auf mich. [...] Hör nur auf dich, denn du weißt am besten, was dir guttut."
Und *Spoileralert!* ja. Sie hat abgenommen. Im zweistelligen Bereich. Ohne Diät. 
Und ich sage: durch die Liebe zum Essen.

"Dein Ar*** bleibt aber hier," hat der Koch gesagt, in Anspielung an den Untertitel "Free your mind and your fat ass will follow." Ich hab's erstmal nicht kapiert. "Na, du machst dir n klaren Kopf und dann geht dein Hintern. Nix da. Der bleibt."

Ach, Menne. Wie schön, dass du ihn nicht fett, sondern genau richtig findest. Ich bleib schon ich, keine Angst. Das ist ja das Ziel. Höchstens Ich 2.0. Das wär doch nicht schlecht.


Quelle: Anke Gröner "Nudeldicke Deern" - 2013, Infos zum Buch auf deern.ankegroener.de

Montag, 13. April 2015

Der Süßigkeitenteller Oder: Ernährungserziehung - bäh, was für ein Wort!

Das Wort "Ernährungserziehung" gefällt mir gar nicht. Das klingt nach Arbeit. Nach unangenehmer Arbeit. Und dem, der "ernährungserzogen" wird, kann das doch auch nicht gefallen.

Und sowieso das Wort Erziehung, das ich ohnehin nicht besonders leiden kann. Auch wenn es ein kleines Bisschen affig klingen mag, aber "Begleitung" gefällt mir viel besser. Oder, Frau Saalfrank: "Vergesst Erziehung! Denn jede Art von Erziehung dient nur als Schutzschild der Erwachsenen, um sich vor der Beziehung zu Kindern zu schützen. Kinder hingegen brauchen keine Erziehung, Kinder brauchen vor allem Beziehung!"
Nur, gerade jetzt, in dieser kleinen-2-3-Jährige-Pubertäts-Phase, hab ich schon öfter das Gefühl, man kommt gar nicht drum rum, auch mal zu ziehen und selbst deutlich nein zu sagen.  So wie in jeder Beziehung, in der einer gerade ziemlich egoistisch ist... Auch wenn ich mir, zumindest in guten Momenten, immer wieder Alfie Kohn in Erinnerung rufe: "Sagen Sie nicht unnötig nein"

Ein Grundsätzliches Nein zu Süßigkeiten, das kam weder für den Koch, noch für mich in Frage. "Genuss, Spaß und Gesundheit sind keine Gegensätze," meint wieder mal Frau Eugster. Das finde ich eben auch. Und für mich gehören auch Naschereien zum Leben dazu. Verzicht zu üben, ist immer mal wieder sehr sinnvoll (vor allem als Erwachsener) - aber wenn es zu extrem wird, "Zucker ist Gift für Kinder" oder so ähnlich, kann ich damit nichts anfangen.
Und der kleine Mann hat die süßen Sachen ohnehin ziemlich genau vor einem Jahr, nämlich an Ostern, für sich entdeckt und lieben gelernt. Und das ist auch gut so.

Den "Süßigkeitenteller" haben wir vor einer Weile eingeführt, um die - für beide Seiten - aber doch ziemlich nervigen, immer wiederkehrenden täglichen Diskussionen darüber, wann es wie oft welche Süßigkeiten gibt, zu beenden. Und dem ewigen Betteln Einhalt zu gebieten.
Prinzip: Wir haben einen kleines Schälchen benannt, das er sich jeden Tag - nach dem Mittagessen - mit Süßigkeiten füllen darf. Was es ist, darf er auswählen (was im Schrank zur Auswahl steht, haben wir ja vorher bestimmt) und auch, wann er die Süßigkeiten isst. Einzige Regel: Es gibt nur einen Teller pro Tag. Wenn er leer ist, ist er leer.

Und ich muss sagen: Es funktioniert sehr gut. Viel weniger Diskussionen. Die Verlässlichkeit sorgt dafür, dass die Süßigkeiten etwas Reiz verlieren. Der kleine Mann fühlt sich einbezogen und ernst genommen. Und er lernt, wie viel für ihn vernünftig ist und sich diese Menge selbst einzuteilen. Das Ziel von Frau Eugster formuliert: "Eltern trauen ihren Kindern nach und nach mehr Ernährungsentscheidungen zu und erziehen sie zu kompetenten jungen Menschen."

Er hebt sich zwar bisher so gut wie nie etwas auf, sondern isst alles immer sofort auf ein Mal - aber das ist ja auch sein gutes Recht. Und vor Kurzem beim Zahnarzt (der erste Besuch des kleinen Mannes) sagte doch die Ärztin tatsächlich: Süßes nicht über den ganzen Tag verteilt, sondern auf ein Mal ist viel besser für die Zähne. Ja, gut, von jedem Tag Süßigkeiten rät sie sicher ab. Aber manchmal, ja, da vergisst er den Süßigkeitenteller sogar. Und öfter mal isst er ihn nicht leer. Das sind dann die kleinen, heimlichen elterlichen Triumphe.

Laut einer Studie aus Illinois bieten Eltern, die übermäßig Kontrolle über die Essgewohnheiten ihrer Kinder ausüben ihnen "wenig Gelegenheit, ihre Nahrungsaufnahme selbst zu steuern und [die Kinder in der Studie] hörten auf, den Hinweisen ihres Körpers darüber, wann sie Hunger hatten, zu vertrauen." Diese Fähigkeit, mit der wir alle auf die Welt kommen, will ich dem kleinen Mann aber gerne erhalten. Und abgesehen davon erscheinen mir Kohns Äußerungen zu Motivation schon immer logisch: Ein Kind verhält sich nur dann anhaltend - auch ohne (autoritäre) Beobachtung - "richtig", d.h. sozial, moralisch, lernt und ist aufgeschlossen für seine Mitmenschen und die Welt, wenn es intrinsisch motiviert ist. Wenn es wirklich selbst daran glaubt oder daran interessiert ist. Und nicht, wenn es das nur für oder wegen der Eltern tut (oder für Noten oder eine Belohnung).


"Das Ziel ist klar: Am Ende der Kindheit müssen die jungen Erwachsenen fähig sein, sich selbstständig im Schlaraffenland zu bewegen, ohne sich durch Völlerei und (zu viel) Junk-Food langfristig zu schaden. Die Aufgabe der Eltern ist es, ihre Kinder zu befähigen, für sich selbst zu sorgen." 
Und letzteres gilt, für mich, eigentlich für die gesamte Erziehung. 

Pardon, Beziehung.


Quellen: Gabi Eugster "Kinderernährung gesund & richtig" - 2012, Katharina Saalfrank "Du bist ok, so wie du bist - Das Ende der Erziehung" - 2013, Alfie Kohn "Liebe und Eigenständigkeit" - 2010

Sonntag, 8. März 2015

Tote Nahrung: Wo sind all die Bakterien hin?

Schon gewusst? "So wie ich hier sitze, bestehe ich zu 95 % aus nicht-menschlichen Zellen. [...] Bakterien, Pilze, vielleicht auch ein paar Viren [...]" erläutert der Kinderarzt Herbert Renz-Polster.
Wir Menschen sind "belebte Körper", die in Symbiose mit Bakterien & Co leben.

Und so wie wir, sind auch die Lebensmittel, von denen wir uns ernähren, eben das: lebendig. Sie werden ebenso von Keimen bevölkert. (Und so manches Lebensmittel entsteht erst mithilfe der kleinen Viecher...) Und da sie das sind, verderben sie eben auch.
Schon immer hat der Mensch Strategien entwickelt, die Keime einzudämmen oder abzutöten und das Essen dadurch haltbarer - oder sogar überhaupt essbar - zu machen.
An sich eine sinnvolle Sache. Bis zu einem gewissen Grad.

"Was die Industrie macht, ist nichts Anderes als alle Bakterien gleichzeitig zu vernichten," so die Köchin Sarah Wiener. "Bakterien haben ein Leben und geben den Geschmack. Und den Geruch. Das macht die Qualität des Käses aus!" ereifert sie sich. Aber leider hat "die Industrie diesen Gedanken befeuert, dass Sicherheit gleich Sterilität bedeutet." Sicher bei Lebensmitteln bedeutet möglichst wenig Keime und möglichst lange haltbar. 
Doch, so weiß man heute laut dem Biologen Bernhard Kegel, nur etwas 200 der Bakterienarten sind Krankheitserreger, und damit überhaupt (potenziell) schädlich für uns. Alle anderen sind "viel mehr Helfer und Begleiter" des Menschen.

Diese Entwicklung in der Nahrungsmittel-Industrie ist aus gesundheitlichen, aber auch aus geschmacklichen Gründen nicht besonders gut für unsere Ernährung. 
Unser Essen wird mittlerweile so stark kontrolliert und bearbeitet, dass es kaum noch möglich ist, in einem normalen Supermarkt wirklich naturbelassene Lebensmittel voller Bakterien zu bekommen. Wir schütten also das Kind mit dem Bade aus.

Selbst an Milchautomaten, die manche Bauern auf ihren Höfen aufstellen, und die uns das Gefühl geben, quasi direkt von der Kuh zu "zapfen", bekommt man nur pasteurisierte Milch und keine Rohmilch.
Eine solche Nahrung nährt uns gar nicht mehr, findet Frau Wiener. 
Und dass das Abtöten beziehungsweise Weglassen der guten Keime vor allem für den Darm (und damit das Immunsystem) nicht gut ist, darauf pocht auch Frau Enders Darm-Charme.

Klar, ist auch Kochen ein Verarbeiten von Essen. Und eine Strategie wie das Schockgefrieren (diese Woche feierte die Tiefkühlkost 85-jähriges Bestehen...) zerstört wesentlich weniger Nährstoffe, als das Supermarkt-Gemüse verliert bis es bei uns ankommt. Frischer als seegefrostet geht Fisch nicht. 
Es mag sich auch keiner vorstellen, die Vorteile von Räuchern oder Trocknen zum Beispiel bei der Fleischverarbeitung wieder aufzugeben. Und natürlich möchte jede Mutter sicher sein, dass der Babybrei im Glas keimfrei ist.
Daneben bietet die Industrie uns noch eine Menge mehr solcher Vorteile: verbesserter und verlässlich-gleicher Geschmack, Komfort (vorgewaschen, vorgegart, geschnitten etc.), eine Riesen-Auswahl...
Das Wissen über Lebensmittel und deren Verarbeitungsmöglichkeiten hat die Menschheit mit Sicherheit voran gebracht. Sie hat u.a. dazu geführt, dass wir länger leben als unsere Vorfahren. Und ist insofern sicher eine Errungenschaft. 

Trotzdem habe ich irgendwie das Gefühl, wir haben den "Umkipp-Punkt", den Tipping Point, verpasst. Und jetzt übertreiben wir es vielfach mit der Verarbeitung. Plötzlich gibt es kaum noch nicht-verarbeitetes Essen. Und damit tun wir uns selbst keinen Gefallen.

"Noch nie in der Geschichte war das Risiko so hoch, dass Kinder chronische Krankheiten entwickeln, für die es keine Heilung gibt," behauptet die Dokumentation "Alte Freunde, neue Feinde" auf arte, die sich auf die Suche macht: "Was hat unser Immunsystem derart aus der Bahn geworfen?"

Der Biologe Kegel betont, "wie wichtig offenbar es für den Organismus ist [...] mit den richtigen Mikroben in Kontakt zu kommen." Dieser Kontakt findet, so weiß man jetzt, bereits im Mutterleib statt - den hatte man bis jetzt für steril gehalten. "Die Mutter fängt schon vor der Geburt an," so Kegel, "das Kind auf die Umwelt draußen vorzubereiten. Und vor allen Dingen auch auf die Nahrung vorzubereiten, die das Kind dann zu sich nehmen muss. [...] Ohne Mikroben könnten wir die Muttermilch so nicht verdauen."

Aber wie sieht denn unser modernes Leben heute aus? Es ist nicht unwahrscheinlich, dass ein Kind per Kaiserschnitt geboren wird (und damit der erste große Schwung an Bakterien der Mutter fehlt), und dann in einer Familie ohne Haustiere und mit großem (um nicht zu sagen übertriebenem) Wert auf Hygiene aufwächst. Dazu viele stark verarbeitete Lebensmittel (inklusive jeder Menge Zusatzstoffen) zu sich nimmt. Als Stadtmensch auch sonst kaum mit Keimen in Kontakt kommt. Später einen Bürojob ausübt, sich wenig bewegt und wenn, vermutlich im Fitnessstudio, und wenig in der Natur. 

Und was macht das mit uns?

Unser Immunsystem ist laut Herrn Renz-Polster durch unsere veränderte Umwelt "entzündlicher eingestellt", was die vermehrten Allergien, Nahrungsmittelunverträglichkeiten und Autoimmunerkrankungen erklären könnte.
"Das moderne Leben hat sich verschworen gegen die [...] Entzündungsbremse" des Immunsystems, fasst Renz-Polster zusammen.

Wissenschaftler halten es heute auch für möglich, dass Essensgelüste stark davon beeinflusst werden, welche Bakterien wir im Darm haben. Zu wenige Bakterien oder das Vorherrschen eines bestimmten Bakterienstamms führen anscheinend dazu, dass man vermehrt nach Süßem, wie zum Beispiel Schokolade, verlangt. Allerdings steckt die Wissenschaft hier noch in den Kinderschuhen, und man weiß noch sehr wenig über den Zusammenhang zwischen Darmbakterien und menschlichen Erkrankungen.

Am Liebsten würde ich einen Test machen lassen, wie viele Bakterienarten ich denn noch in meinem Körper habe...um zu sehen, wie viel da schon ausgestorben ist...

Und was den kleinen Mann angeht: 80/20-Regel hin oder her. Jetzt denke ich doch: Her mit dem Selbstgemachten, Ursprünglichen! Egal, ob ich es gemacht habe, oder der Bauer, Metzger oder Bäcker - Hauptsache, es ist möglichst naturbelassen und kommt nicht aus der Fabrik.
Zumindest wenn es sich um Grundnahrungsmittel handelt, muss das doch möglich sein! Und in die 20 % müssen dann halt die unverzichtbaren Gummis und Kekse reinpassen.
Also: Frischmilch statt länger haltbare Milch, Butter statt Margarine (am Besten selbst geschüttelt), Brot von einem Bäcker, der keine Fertigmischungen mit jede Menge Zusatzstoffen benutzt, und Marmelade von der Schwiegermutter. Das wäre dann wohl ein erstrebenswertes Frühstück.

Aber ist das realistisch? Zeitlich? Und finanziell?
Wo genau ist denn die goldene Mitte zwischen Schimmel vom Brot kratzen und MHD?

Quellen: Sarah Wiener, Interview auf arte Future, Herbert Renz-Polster, Interview auf arte Future Artikel "Wir sind nicht allein" über Mikroben auf arte.tv, und (zur kritischen Auseinandersetzung): Vorteile verarbeiteter Lebensmittel vom EUFIC, Artikel über den Zusammenhang von Essensgelüsten und Darmflora bei theconversation.com, Interview mit Bernhard Kegel in der SWR 2 Matinee

Montag, 8. Dezember 2014

Das Zauberwort heißt... Ernährungspsychologie - Teil 3

Bevor der Winterblues kommt, arbeite ich mich schnell noch durch ein bisschen Theorie. Na ja, ein bisschen ist wohl untertrieben. Aber ich muss ja etwas haben, was in der Weihnachtszeit in mir arbeiten kann. Sonst wird es ja langweilig. (Oder, au contraire!? Damit ich etwas habe, das mich vom Weihnachts-Wahnsinn etwas ablenkt?)

Also, ab in medias res: "Je jünger die Kinder sind, wenn zum ersten Mal Halbfertig- und Fertigprodukte auf den Tisch kommen [...] desto unwahrscheinlicher ist es, dass Kinder den Geruch und Geschmack natürlicher Nahrungsmittel kennen, geschweige denn lieben lernen," so Gabi Eugster in "Kinderernährung gesund & richtig."


Oh Wei. Wie pessimistisch-ultimativ. Da kommt es doch, scheint mir, wie immer auf die Menge und die Häufigkeit an. Es ist schwierig bis unmöglich, solche Produkte mit der Geburt eines Kindes völlig aus dem eigenen Leben - inklusive Umfeld! - zu verbannen. Und Spaß macht es auch nicht. 
Und selbst wenn, spätestens im Kindergartenalter (inkl. Kindergeburtstage) kommt irgendwann der Tag... Und wie ist wohl die Wirkung wenn dann die GEBALLTE LADUNG kommt? Dann läuft es wieder auf strikte Verbote hinaus, und das funktioniert einfach nicht.

Da "95 %* der Nahrung, die in westlichen Ländern auf den Tisch kommt, [...] durch einen industriellen Prozess gegangen" ist, lässt sich das sowieso kaum vermeiden. 'Fertigprodukt' hat nämlich keine eindeutige Definition. Genau genommen sind Nudeln, wie wir sie im Supermarkt kaufen, Joghurt oder Tomatenmark, auch schon Fertigprodukte. Und auch da gibt es deshalb natürlich große Qualitätsunterschiede. Es gibt eben auch Convenience ohne Geschmacksverstärker und Co. Und umgekehrt - mein Lieblingsbeispiel - hat Fruchtjoghurt, den die meisten als gesundes, natürliches Frühstück sehen, so viel Zucker wie so manche Eiscreme (- ja, schaut mal auf den Becher)! Und das nicht, weil so viel Frucht drin wäre...

Deshalb sind da eher der Grad der Verarbeitung und die Zusatzstoffe (das ist ein ganz eigenes Kapitel) entscheidend. "Das Verarbeiten kann nicht nur Nährstoffe entfernen und schädliche Substanzen dazugeben; es macht ein Lebensmittel für den Körper auch leichter verfügbar, und das kann für unseren Insulin- und Fettstoffwechsel zu einem Problem werden," so der Journalist Michael Pollan. Seine "Grundregeln ESSEN" sind sowohl unterhaltsam, teilweise etwas überspitzt, aber dann auch wieder sehr erleuchtend: "Essen sie nichts, was nicht auch für Ihre Urgroßmutter als Lebensmittel akzeptabel gewesen wäre." Na, mit diesen Augen betrachtet geht man doch ganz anders durch den Supermarkt...

Die Zahl* finde ich jedenfalls echt erschreckend! 
Vermeidbar sind Convenience-Produkte also nur schwer, es sei denn man ist Selbstversorger und verzichtet auf viele Produkte gänzlich. Was nicht wirklich in Frage kommt, wenn man leidenschaftlich kocht (oder mit einem Koch verheiratet ist...).
Also sind wir auch da wieder bei der 80/20-Regel. Ab und zu sind auch (Halb-) Fertigprodukte okay - solange sie nicht den Hauptteil der Ernährung ausmachen. Dann aber, finde ich, mit Genuss und Freude, und nicht gleichzeitig mit erhobenem Zeigefinger. Wie habe ich letzthin wieder in einem Artikel gelesen - das Zauberwort heißt: AUSNAHME. Das versteht der kleine Mann nämlich auch schon, was das bedeutet. Und ich muss nicht jedes Mal zu einer großen Ernährungs-Erklärung anheben. Die er eh kaum versteht.

Und wenn es doch mal verrutscht? Und das Verhältnis nicht mehr stimmt?
"[...] Gewohnheiten kann man ändern, wenn auch nicht gleich von heute auf morgen... Das Ziel ist es, neue Programme im Kopf - und vor allem im Gefühl zu installieren." Wie man das genau schafft, das verrät mir Frau Eugster in diesem Kapitel allerdings noch nicht. Da muss ich wohl noch weiterlesen.
Ich würde mir aus dem Bauch heraus erstmal Gedanken machen, was für Gefühle das Kind bzw. wir mit der Mahlzeit verbinden, die uns in der großen Menge nicht gut tut. Und versuchen, dieses Gefühl beim Essen zu schaffen, wenn ich das nächste Mal gesund gekocht habe.

Wobei - das mit dem gesund und ungesund ja eh so ne Sache ist. Wir Menschen neigen dazu, ständig Urteile zu fällen. Das machen wir natürlich auch beim Essen: Dieses Lebensmittel ist gesund, jenes ungesund. Wenn ich Gemüse esse, bin ich "gut", wenn ich Süßigkeiten esse, bin ich "schlecht" oder "schwach." (Mit diesen Urteilen und dem Zusammenhang von Achtsamkeit und Essen werde ich mich noch separat beschäftigen.)
"Es ist einer der meistverbreiteten Irrtümer, dass es gesunde und ungesunde Lebensmittel gibt. Denn es ist immer die Gesamtheit aller gegessenen Nahrungsmittel, welche die Ernährung ausmacht. Es gibt kein einziges Lebensmittel, dessen Fehlen [allein] auf dem Speiseplan zu Mangelerscheinungen oder Krankheiten führen könnte. Und es gibt kein einziges Nahrungsmittel, das, mit Maß genossen, zu bleibenden Gesundheitsschäden führt. Auf Menge und Verhältnis kommt es an."

Das ist auch ein Grund, warum ich mit einem wöchentlichen Speiseplan angefangen habe. (Die Geschichte erzähle ich ein anderes Mal - sonst ufert das aus...) Dann ist es nämlich viel leichter, den Überblick zu behalten. 
Und nein: Da sind nicht alle Kalorien aufgezählt. Und ja: Der kleine Mann fällt uns jetzt in der Vorweihnachtszeit trotzdem ziemlich auf den Wecker, weil er nur noch Plätzchen, Schokolade und Co verlangt. Aber die machen eben auch Spaß! Und der muss auch dazu gehören. Und solange es auch noch einen Nicht-Plätzchen-Teil der Ernährung gibt... versuchen wir das möglichst locker zu nehmen.

Genauso wie bei der Gesundheit neigen wir Menschen dazu, auch Geschmack in "gut" und "schlecht" einzuteilen. "Passt zusammen" und "Igittigitt!" - Für die Kleinsten sollte jedoch gelten: Experimentieren erlaubt! 
"Kinder entdecken ihren Geschmack häufig durch Ausprobieren. Dann entstehen die unglaublichsten Kreationen auf ihren Tellern." Soweit sind wir beim Junior in der Praxis noch nicht - theoretisch hat er schon Sachen wie Erdbeerbutter mit Sa"Lamibrot" vorgeschlagen. Was ich jetzt nicht unbedingt essen möchte. Aber bitte. Wenn er dann mal ernst macht: einfach machen lassen, zumindest in kleinen Portionen.

"Essen spricht" eben "alle Sinne an" - und das sollte man sich zu Nutze machen! Je mehr ein Kind im Zubereitungsprozess einer Mahlzeit eingebunden war, gespürt, gerochen, geknetet und probiert hat, desto größer ist natürlich auch der Bezug zum Essen. Auch wenn bei einem 2-Jährigen das Durchhaltevermögen zum Kochen (oder Plätzchen backen...) natürlich sehr begrenzt ist. Aber da ist Ehrgeiz glaube ich auch unangebracht, sondern da geht es mehr ums Mitmachen dürfen.
"Der Bezug zum Essen wird nicht im Klassenzimmer, sondern in der Küche, auf dem Markt und sogar im Supermarkt geschaffen. Es lohnt sich wirklich, Kinder möglichst früh - etwa ab zwei Jahren oder sogar noch früher - mitkochen zu lassen."
Klar, nicht immer lässt die Zeit das zu. Aber ich nehme mir vor, zumindest darauf einzugehen, wenn der Junior mir signalisiert, dass ihn gerade sehr interessiert, was wir da in der Küche machen.

"...Kinder [sollten] wieder lernen dürfen, was Essen ist, wie es hergestellt wird und was es für den eigenen Körper bedeutet." Unser Bezug zur Herkunft unseres Essens wird immer geringer, wie sollte es auch anders sein in Zeiten der industriell verarbeiteten Nahrung. Aber schon der Besuch beim Bäcker, in der Schokoladenfabrik, dem Markt oder auf dem Bauernhof kann ja reichen. Um zu erzählen, zu zeigen und wenigstens einen kleinen Ausschnitt zu sehen. Und wenn man danach aus den Äpfeln mit der Oma noch einen Kuchen backen kann, "...dann sind das Erlebnisse, die nicht nur einen Bezug zum Essen schaffen, sondern die sich auch tief in die Kinderseele und das Kinderherz eingraben und lebenslänglich als gute Erinnerung abrufbar sind." 
Und wenn ich mir den Koch anschaue, der heute noch mit einem Leuchten in den Augen erzählt, wie er mit seiner Oma in der Küche stand, dann ist mir klar: Da kann eine Liebe entstehen, die für immer bleibt!

Beim Essen ist Genuss für Kinder allerdings etwas anderes, als für Erwachsene. Die Kleinsten möchten am liebsten mit den Fingern essen, viele sind "Trennköstler", d.h. sie wollen alle Lebensmittel am liebsten getrennt voneinander essen (für die sind Eintöpfe ein Graus) und vor allem der Geschmack ist entscheidend. 
"Eltern [hingegen] denken bei Genuss an schön angerichtete, mehrgängige Menüs ...", bei denen auch das Drumherum eine große Rolle spielt. Klar, für beide muss natürlich auch die Stimmung bei Tisch stimmen, sonst schlägt das den Meisten auf den Magen. Aber eine schöne Serviette und das besondere Besteck brauchen die Kleinen nun wirklich nicht. Und können deshalb auch kaum verstehen, wieso die Serviette auf dem Schoß liegen bleiben soll.

"Esskultur ist etwas, das man Kindern beibringen kann, wenn Eltern bereit sind, auch die Bedürfnisse der kleinen Menschen ernst zu nehmen." Das gilt nicht nur fürs Essen, sondern ist, meiner Meinung nach, ein gutes Grundprinzip. (Das man sich vor allem bei einem Restaurantbesuch vor Auge führen sollte.)
"Es ist ein gegenseitiges Respektieren der verschiedenen Definitionen von Genuss - und dabei lässt sich auf beiden Seiten einiges lernen."


Quellen: Gabi Eugster "Kinderernährung gesund & richtig" - 2012, Michael Pollan "64 Grundregeln ESSEN" - 2011, Definition Convenience-Produkte von oekolandbau.de

Freitag, 7. November 2014

Serie: Ernährung in Kinderbüchern - Folge 1: Die Raupe Nimmersatt

Zugegeben, die Idee ist nicht von mir. Sondern von meiner Mutter. (Merci!) Vermutlich meine treueste Leserin. Und Buchhändlerin. Kein Wunder also.

Die Sache ist so einfach, wie naheliegend: Was lernen unsere Kinder eigentlich über Ernährung aus Kinderbüchern?

Bücher waren sowohl beim Koch als auch bei mir ein großer Teil unserer Kindheit. Und sind es deshalb auch für den kleinen Mann. Aber was erzählen die denn eigentlich über Essen? Decken sich unsere Ansichten als Eltern mit denen der Kinderbuchautoren?

Wir beginnen mit einem Klassiker: "Die kleine Raupe Nimmersatt" von Eric Carle. 
Erst jetzt stelle ich fest, dass es sich um einen US-amerikanischen Autor und Illustrator handelt. Der Originaltitel: "The Very Hungry Caterpillar." Die Übersetzung* findet die Sprachwissenschaftlerin in mir schonmal okay. Die Illustrationen und die Gestaltung des Buches - unterschiedliche Seitenformate und Löcher, durch die sich die Raupe frisst, waren damals revolutionär - lasse ich bei meinen Überlegungen außer Acht. Es soll hier vor allem um den (textlich-bildlichen) Inhalt und die Botschaft des Buches gehen - wenn es denn eine gibt.

Ein kurzer Abriss:
Aus einem Ei schlüpft "eine kleine hungrige Raupe." Auf der Suche nach Futter frisst sie sich zunächst durch allerlei Obst, in immer größeren Mengen. "Am Sonnabend" kommen dann allerdings andere Lebensmittel dran, die sie alle an einem einzigen Tag verputzt: Kuchen, Eis, Würstchen... Das Resultat: "An diesem Abend hatte sie Bauchschmerzen!" Am Tag darauf frisst sich die Raupe "durch ein grünes Blatt," worauf hin es ihr viel besser geht. Nun ist sie nicht mehr hungrig. Sie ist groß und dick geworden (das Bild finde ich am Besten, herrlich!), verpuppt sich in einem Kokon, aus dem sie sich schließlich herausknabbert, als "ein wunderschöner Schmetterling!"

Was will uns bzw. unseren Kleinkindern Carle damit eigentlich erzählen? Es handelt sich genau betrachtet um einen sehr schlichten, sachlichen, fast ohne Adjektive beschreibenden und wenig anschaulichen Text. Carles auktiorialer Erzähler beschränkt sich auf das Wesentliche, er schwingt nicht die moralische Keule, er kommentiert nicht, er spricht den Leser nicht direkt an.

Die Raupe kriecht durch die Nahrung, sie erlebt verschiedene Texturen, Farben, Gerüche, Geschmack... eigentlich ein sehr sinnliches Erlebnis! Doch Carle lässt diese Sinnlichkeit im Text gänzlich außen vor und sagt uns nur, dass sie noch immer nicht satt ist. Nicht gerade romantisch.

Doch wo geht der Text über die naturwissenschaftliche Realität hinaus? Ab wann wird es fantastisch?
Ja, aus einer Raupe wird ein Schmetterling. Und dazu muss sie viel fressen. "Die Raupe ist das eigentliche Fressstadium des Schmetterlings. Bei manchen ist es sogar das einzige, in dem sie überhaupt Nahrung zu sich nehmen." Aha, interessant. In der Natur frisst sie allerdings nur frische, grüne Blätter (und ist auch da meist sehr wählerisch und frisst nur bestimmte Arten.) 

Warum ernährt Carle seine Raupe also anders? Macht sogar aus einem Vegetarier einen Fleischfresser?
Wieso beginnt er mit naturbelassenen Lebensmitteln? Warum frisst sie nur Obst und kein Gemüse? Und warum hat der Autor genau diese verarbeiteten Lebensmittel ausgewählt?

Mein Eindruck: Das ist so ziemlich alles, was das Kinderherz bzw. der -magen eben so begehrt. Diese 2 Seiten spiegeln die westliche Ernährung des 20. Jahrhunderts wider. Die Identifikationsfigur (in diesem Fall identisch mit der Hauptfigur) spielt in jedem Kinderbuch eine große Rolle. Sie macht es den Kindern leichter, die Geschichte mitzuerleben. Klar also, dass Carle für seine Raupe die Lebensmittel wählt, die Kinder in seinem Kulturkreis kennen und mögen. (Nur die Essiggurke verstehe ich nicht ganz... stehen da amerikanische Kinder drauf?) 

Warum aber dieser Ablauf? Vielleicht so: Wie die kleine Raupe Nimmersatt machen auch wir Menschen Phasen beim Essen durch. 
Phase 1: Obst und Gemüse - in unserem Kulturkreis meist in Breiform. Die Eltern bestimmen den Speiseplan, dennoch haben Kinder hier schon die ersten Geschmacks-Erlebnisse und entwickeln Vorlieben, und die erste heißt meistens: Süßes! (Muttermilch...) Deshalb vielleicht auch lieber Obst?
Phase 2: So lecker! -  beim Essen geht es mehr um Genuss, um Lust, als um Ausgewogenheit. Zu stark sind doch die Verlockungen! Und die langfristigen Folgen für die Gesundheit sind für ein Kleinkind schließlich noch völlig abstrakt.
Phase 3: Vernunft - irgendwann, meist im mehr oder weniger frühen Erwachsenenalter, kommt (hoffentlich) Interesse am Kochen und der junge Erwachsene besinnt sich wieder stärker auf das, was ihm gut tut. Viele entwickeln zum Beispiel im Teeniealter Interesse am (Süßigkeiten-) Fasten.

Insofern könnte das auch ein Appell an Eltern sein: Macht Euch nicht zu viel Sorgen - die Kinder machen das schon richtig! Lasst Eure Kleinen ihren Nahrungsweg bloß selber suchen. Erst im offenen Zugang zu und im Wechsel von Angebot, Menge und Zubereitungsarten kann sich ein individueller Geschmack, Lust am Essen entwickeln. Die Kleinen brauchen viel(fältige) Nahrung, um groß und stark zu werden. Und am Besten ihr macht daraus ein sinnliches, genussvolles Erlebnis! Am Schluss schlüpft jede fette Raupe, die nur ans Fressen dachte, und wird zum Schmetterling, der fliegen kann.

Doch als Mahnung, dass uns übermäßiges Essen nicht gut tut, kann man die Geschichte schon auch lesen. Schließlich findet sich hier die einzige klare Wertung des Buches in Form eines Satzzeichens: "An diesem Abend hatte sie Bauchschmerzen!" Ausrufezeichen. Nicht Punkt. Und dazu das schmerzverzerrte Gesicht... Sie hat es übertrieben, die liebe Raupe. 
Für uns Menschen: Vorsicht vor übermäßigem und unkontrolliertem “Zufüttern”! Gebt dem Kind eine Chance, zu äußern, dass es Hunger hat und zu merken, wann es satt ist. 
Insofern ist die Übersetzung "nimmersatt" für "very hungry" doch nicht ganz so passend: Sie ist schließlich doch irgendwann satt. Aber in den heutigen Zeiten ist der deutsche Titel doch auch ein passendes Symbol für unsere nimmersatte Konsumgesellschaft, und für all die Broker und Banker, die den Hals nicht voll genug bekamen. Leute, es gibt ein ZU VIEL!
Andererseits: Irgendwie sind wir doch alle nimmersatt. Zumindest auf Ernährung bezogen. Die ist nun mal ein ständiger Kreislauf: wir müssen alle immer wieder essen, um zu leben. Und nimmersatt nach dem sinnlichen Erlebnis Essen zu sein, ist sicher nicht das Schlimmste.

Manch einer liest es vielleicht auch als Mahnung für die Kinder, dass stark verarbeitete Lebensmittel ihnen nicht gut tun. Dass der Raupe das grüne Blatt, ihre natürliche Ernährung, eben gut bekommt, und die sehr fettigen, süßen und salzigen (Industrie-) Lebensmittel eben nicht. Und ein Vegetarier könnte natürlich argumentieren, dass Fleisch der Raupe nun mal ganz sicher nicht gut tun kann.

Was lernen aber nun die Kinder aus einer solchen Geschichte über Ernährung? Was ist das Wirkungspotenzial?

Was mir hier, am Anfang der Serie, schon deutlich bewusst wird: Gerade dieses Buch, in dem im Text keine eindeutigen Wertungen und moralischen Botschaften liegen, lässt sich auf viele verschiedene Arten vor-lesen. Der Vorleser muss sich tatsächlich selbst entscheiden, welche Geschichte er daraus macht: Biologie, sinnliches Erlebnis, Warnung, Ermunterung, oder noch was ganz anderes... All das steckt drin. 
Diese komplexe Mischung eben, die zum Thema Essen von Klein an dazugehört! Vermutlich ein Grund, warum dieses Buch auch noch in den heutigen Kinderzimmern lebt. 


* Die deutsche Textfassung ist von Viktor Christen.
Quellen: Eric Carle "Die kleine Raupe Nimmersatt" - 36. Auflage 2012, Wikipedia-Artikel, Artikel zum 40. Geburtstag des Buches bei sueddeutsche.de und welt.de, Wikipedia-Artikel über Raupen, Artikel Eine Raupe versorgen