Er hatte zwar vorher schon ein, zwei Mal ein kleines Stück probiert, aber an diesem Tag hat er sie für sich entdeckt.
Ab da gab es kein Halten mehr und die nächsten Tage stand er täglich in der Küche, zeigte auf den entsprechenden Schrank und verlangte "Lalja" - seine Wortschöpfung für Schokolade.
Selbst kleinste Alu-Fitzelchen wurden in der Wohnung entdeckt und untersucht, ob sich darin noch etwas von dem dunklen Gold befinden könnte. Den Höhepunkt - man könnte es natürlich auch als Tiefpunkt deuten - hatten wir vor Kurzem, als er bei seiner Patentante auf einer Müslischüssel die kleinen goldenen Hasen der berühmten Marke mit dem roten Band um den Hals als "Lalja" identifizierte. Es ist geschehen: Das Kind ist gebrannt. Und "gebrandet" auch.
Jetzt gibt es kein Zurück mehr. Es gilt nur noch, die Sache irgendwie in vernünftige Bahnen zu lenken.
Was war ich also erleichtert, dass sich unter den "Big 20" auch Schokolade findet!
"Schokolade ist ein durchaus gesundes Nahrungsmittel. [...] Die zartbittere Variante hat eindeutig die Nase vorn [...]."
Ich hab das früher nie verstanden, wenn jemand eine Unterscheidung zwischen "richtiger" und, na ja, eben "nicht richtiger" Schokolade gemacht hat. Dieses bittere, dunkle Zeug, das soll die echte Schokolade sein?
Milchschokolade besteht meist aus ca. 60 % Zucker und hat einen sehr kleinen Kakaoanteil, weshalb sie eigentlich viel mehr "Süßigkeit mit Schokoladenaroma" heißen sollte, lese ich in einem anderen Blog.
Aha, verstehe. Wir haben also mal wieder aus einem eigentlich gesunden Naturprodukt ein ziemlich ungesundes Industrieprodukt gemacht... Schade eigentlich.
Also nehmen der Koch und ich uns vor, den kleinen Mann von Anfang an an die bittere Schokolade mit 70 % Kakaoanteil zu gewöhnen. Wohl wissend, dass er all die anderen Schoko-Produkte (die wir ja auch lecker finden...) trotzdem irgendwann haben wollen wird.
Deshalb beschließe ich jetzt auch, gegen mein Vorhaben, alle "Big 20" mit einem Rezept zu versehen, zu verstoßen. Mousse au Chocolat mit rohem Ei ist mir für den kleinen Mann noch zu heikel. Und alle anderen Rezepte, die mir einfallen, haben zwar dunkle Schokolade, aber eben auch viel Zucker...
Also, dann doch lieber pur, auf der Zunge zergehend... Dabei das glückliche Gesicht des Juniors, und für uns auch noch ein gutes Gewissen.
Oder anders ausgedrückt, auch schön: "Solange Kakao auf Bäumen wächst, ist Schokolade für mich Obst."
Aber HALT. In letzter Minute hat der Koch noch eine Idee: Die "Wasser-Mousse" von Heston Blumenthal.
Ja, eine Mousse ohne Zucker, Sahne, Ei...
Nur aus Schokolade und mit Wasser. Klingt bekloppt, funktioniert aber.
Schmeckt natürlich anders als eine gehaltvolle Mousse, eben nur voll nach Schokolade.
Das müsste dem kleinen Mann doch schmecken.
Und - ihr könnt's Euch ja denken. "Lalja" halt...
Geschlagene Schokolade
ca. 4 Portionen
Zutaten:
225 g Schokolade, 70% Kakaoanteil (mindestens 60%)200 ml Wasser
Eine Schüssel mit Eiswasser - nicht zu viel Wasser - bereitstellen. In einer zweiten Schüssel (die in die Eiswasser-Schüssel passt, ohne unterzugehen) Wasser und Schokolade überm Wasserbad schmelzen. (Das kann man auch direkt in einem Topf machen, dann nur nicht zu stark erhitzen, sonst verbrennt die Schokolade und wird bitter.)
Wenn die Schokolade geschmolzen ist, die Schüssel ins Wasserbad setzen und die Masse mit einem Handrührgerät aufschlagen bis die gewünschte Mousse-Konsistenz erreicht ist. Wie bei geschlagener Sahne darf man nicht zu lange schlagen. Wenn es doch passiert, nicht schlimm: die Schüssel einfach wieder aufs Wasserbad setzen und von vorne beginnen.
Je länger man die Masse kalt stellt, desto fester wird sie und man kann richtige Nocken abstechen.
Für Erwachsene kann man 1 EL Wasser durch Alkohol ersetzen, z.B. 43er, Grand Manier, Cognac, Rum oder Amaretto. Und/oder ein bisschen Orangenschale...
Quellen: Gabi Eugster "Kinderernährung gesund & richtig" - 2012, Blog "Urgeschmack", Infos vom Zentrum der Gesundheit, Spruch-T-Shirt bei Dawanda, Video zur Herstellung der Mousse von Heston Blumenthal (inklusive Erklärung, wie's funktioniert), Rezept mit Fotos außerdem bei missboulette