Aber. Den ganzen Sommer habe ich es kaum geschafft, Artikel fertig zu bekommen... Es war einfach zu viel los. Dreijähriger inklusive Kindergarten-Einstieg, Arbeit, vier liebe Freundinnen, die dieses Jahr heiraten... wer bis morgens um fünf feiert, vollbringt am nächsten Morgen einfach keine kulinarischen Höchstleistungen. Oder schreiberische.
In solchen Phasen plane ich nur noch von Tag zu Tag. Und erwische mich dabei, dass meine selbst gesteckten Ernährungsziele immer öfter untergehen. Der Einkaufszettel wird eher nach "Wie schnell geht das?" gestaltet, als nach "Kriterium: Abwechslung". Zum Glück gibt es was Ernährung betrifft, ob mit oder ohne Kind, ja die gute alte 80/20-Regel - gut fährt auch hier, wer der Ausnahme huldigt.
Für einen Berufskoch allerdings wird die Frage nach der Verwendung von Fertigprodukten zur Gretchenfrage. Höchst verpönt - ein "guter" Koch (was auch immer das ist), würde natürlich nie zugeben, dass er welche benutzt.
Die Wahrheit ist: Fertigprodukte haben auch in Profi-Küchen vor langer Zeit Einzug gehalten. Allein schon deshalb, weil streng genommen auch Pasta und Tomatenmark dazu gehören. Wer behauptet, in seiner Küche gäbe es kein einziges, der lügt also ziemlich sicher.
Damit stellt sich heutzutage eher selten die Frage: Darf ich Fertigprodukte benutzen? Sondern: Wenn Fertigprodukte, welche sind denn zumindest okay?
Tja, das ist keine Frage mit einfacher Antwort. Ein bisschen ausgeholt: Was macht die (industrielle) Verarbeitung mit unserem Essen?
Unter Anderem gilt für Lebensmittel: je stärker sie verarbeitet sind, desto leichter verdaulich sind sie und damit für unseren Körper in Energie umzusetzen. (Zumindest wenn sie Kohlehydrate, Proteine oder Fette enthalten - und das tun eigentlich alle.)
Das war zu Hungerszeiten ein enormer Vorteil. Durch gekochtes Essen beschaffte sich der Mensch mehr Energie als durch dasselbe Lebensmittel in roher Form.
Doch genau da sind wir auch beim Grundproblem für heute. Denn wir leben nicht mehr in Hungerszeiten. Wir brauchen nicht noch mehr Energie. Dazu kommt, dass Fertigprodukte meist auch sehr weich und kleinteilig sind und/oder viel Luft enthalten. Das heißt, der Körper verbrennt auch weniger Energie, als wenn er ein rohes Gemüse mühsam zerkauen und verdauen muss.
Wenn also auf einer Packung Fertigpizza steht, dass ich 874 kcal (fast 1/3 meines Tagesbedarfs) zu mir nehme, stimmt das leider nicht ganz. Die einzelnen Zutaten sind ja bereits verarbeitet, der Körper kann sie deshalb besser umsetzen und zieht noch mehr Energie daraus, als die Zahl auf der Packung vermuten lässt. Die errechnet sich nämlich nur aus der Summe der einzelnen Grundzutaten. Wie viel mehr kommt allerdings auf viele individuelle Faktoren an, sodass es auch kaum möglich wäre, eine wirklich exakte Kalorienzahl anzugeben. Was die Kalorienangaben auf Packungen an sich eigentlich ziemlich überflüssig macht.
Dass ich vom Kalorienzählen sowieso nicht viel halte, das können sich regelmäßige Leser ohnehin denken. Aber es ist ein weiteres Argument für die frische Zubereitung eines Gerichtes vs der sehr stark verarbeiteten Fabrikversion - jenseits der Diskussion um einzelne Komponenten wie Fett-, Zucker- oder Salzgehalt und Zusatzstoffen. Oder dem Aspekt der "toten" weil bakterienfreien Nahrung, über den ich mich ja auch schon ausgelassen habe.
Aber zum Glück: Gutes Essen, gute Ernährung und Convenience-Food schließen sich nicht ganz aus. Zumindest wenn man ein paar Grundregeln beachtet. (Die folgen dann bald in Teil 2 zum Thema.) Prinzipiell kann man sagen: Je stärker verarbeitet, desto schlechter.
Selbst Autor und Lebensmittelindustrie-Kritiker Michael Pollan ist nicht dafür, dass "sämtliche Fertigprodukte wieder aus unseren Einkaufswagen verschwinden" - "Manches ist ja ein wahrer Segen [...] - eine große Hilfe, wenn man mal nicht zum Einkaufen kommt. [...] das ist keine Frage des Alles oder Nichts."
Hört, hört.
Für mich zählt zu den positiven Seiten eindeutig ein Produkt wie Fertig-Blätterteig. Selbst gemacht eine Heiden-Arbeit. Teig machen. Halbe Stunde kalt stellen. Teig falten. Kühl stellen. Falten. Kühl stellen. Falten. Kühl stellen. Wer zum Teufel kommt auf die Idee, ein solches Rezept mit "schnell und einfach selber machen" zu betiteln??? Sorry, no can do.
Da passt es wie die Faust aufs Auge, dass im Waffel-Buch, das mir mein liebes Brüderchen zum Geburtstag geschenkt hat, ein Rezept für Waffeln mit Fertig-Blätterteig drin ist. Blätterteig? Im WAFFELEISEN?
Vorbereitung: 5 Minuten. Backen: 3 Minuten.
Füllung: Unendliche Möglichkeiten. Geschmack: Ein Traum.
Entdeckung des Monats!
Blätterteigwaffeln mit Gruyère, Schinken und Frischkäse
Zutaten:
ergibt 6 Waffeln
2 Rollen Fertig-Blätterteig
2 Handvoll Gruyère oder anderer, kräftiger Käse
1-2 Scheiben Schinken oder Speckwürfel
2 EL Frischkäse natur oder mit Kräutern, Paprika o.ä.
Paprikapulver
etwas Bärlauch, Schnittlauch oder andere Kräuter
Das Waffeleisen vorheizen (relativ hohe Stufe) und ggf. einfetten. Gruyère grob reiben, Schinken in Stücke schneiden.
Blätterteig ausrollen und jeweils in 6 Stücke von ca. 14 x 14 cm schneiden. Teigstücke vorsichtig ungefähr in die Größe der Backfläche des Waffeleisens ziehen. Mit Gewürzen bestreuen.
Mit der gewürzten Seite nach oben auf die Fläche legen und mit Käse und Schinken füllen, mit zweitem Blätterteigstück (Gewürze nach unten) bedecken. Ca. 3 Minuten backen.
Wenn man zu viel Füllung nimmt, backt der Teig vorne nicht richtig. Dann kann man die Waffel aber auch nochmal drehen und zu Ende garen.
2 Handvoll Gruyère oder anderer, kräftiger Käse
1-2 Scheiben Schinken oder Speckwürfel
2 EL Frischkäse natur oder mit Kräutern, Paprika o.ä.
Paprikapulver
etwas Bärlauch, Schnittlauch oder andere Kräuter
Das Waffeleisen vorheizen (relativ hohe Stufe) und ggf. einfetten. Gruyère grob reiben, Schinken in Stücke schneiden.
Blätterteig ausrollen und jeweils in 6 Stücke von ca. 14 x 14 cm schneiden. Teigstücke vorsichtig ungefähr in die Größe der Backfläche des Waffeleisens ziehen. Mit Gewürzen bestreuen.
Mit der gewürzten Seite nach oben auf die Fläche legen und mit Käse und Schinken füllen, mit zweitem Blätterteigstück (Gewürze nach unten) bedecken. Ca. 3 Minuten backen.
Wenn man zu viel Füllung nimmt, backt der Teig vorne nicht richtig. Dann kann man die Waffel aber auch nochmal drehen und zu Ende garen.
Quelle: Rezept frei nach Apéro-Waffeln: Christina Richon "einfach WAFFELN" - GU, Why most food labels are wrong about calories von Wissenschaftlern der Havard University, Verbraucherzentrale BaWü über Nachgemachte Lebensmittel, z.B. Speiseeis, Interview mit Michael Pollan im Magazin Flow - Ausgabe Nummer 10, Rezept "Blätterteig schnell und einfach selber machen" bei Herr Grün Kocht
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