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Mittwoch, 16. November 2016

Familien-Buh-Tage Oder: Kamut-Spaghetti mit Süßkartoffel, Feta und Speck

Der Tag? 
"Ja, der Tag fand statt." habe ich letzthin irgendwo gehört. 
GenauDas war's dann aber auch. 
Mich hat ja keiner gefragt. Wegen mir hätte er ruhig ausfallen dürfen.



Eine Freundin hat mal den Begriff "Buh-Tag" geprägt - ein Tag, an dem man einfach zu allem den Daumen nach unten strecken und "Buh" rufen möchte.
Und so kommt es, dass es immer mal wieder Tage gibt, an denen der Koch oder ich konstatieren: "Kann es sein, dass Du einen Buh-Tag hast?"

Montag, 7. November 2016

Entschuldigung, haben Sie Weizenprobleme?

Bis vor Kurzem belegte die "Weizenwampe" als einziges Buch über Ernährung einen Platz auf der SPIEGEL-Bestsellerliste der Taschenbuch-Sachbücher - obwohl es schon 2013 erschienen ist.
Ein gut gewählter Titel, der mich unwillkürlich zusammenzucken lässt. Weizen an den Pranger gestellt? Und dann noch das Wort Wampe dazu... Hier scheint das gute alte Prinzip "Werbung funktioniert durch Angst" voll erfüllt.

Gerade scheint es in den Medien jedoch eher den Gegentrend zu geben, und es wird auch glutenfreie Ernährung, die der Autor Davis empfiehlt, reichlich kritisiert. Zumindest wenn sie als Allheilmittel daher kommt. Weizenwampe & Co sind umstritten. "Durch wissenschaftliche Studien nicht belegbare Behauptungen, Halbwahrheiten, Panikmache" - das sind die Vorwürfe.
Das Verteufeln eines einzelnen Lebensmittel scheint mir ohnehin selten die richtige Taktik zu sein. Also doch wieder nur ein Trend, bei dem 1 Kandidat für das gesamte Übel der essenden Bevölkerung verantwortlich gemacht wird?

Montag, 3. Oktober 2016

Zwischenstand: 5 goldene Regeln

Jetzt beschäftige ich mich schon dreieinhalb Jahre mit dem Thema Kinderernährung - Zeit, mal ein kleines Zwischenfazit zu ziehen.
Kurz und knapp auf den Punkt gebracht: Was weiß ich inzwischen? Was sind die 5 goldenen Regeln der Kinderernährung in Bezug auf Essverhalten und Ernährungsgewohnheiten?
Wie kann ich dazu beitragen, dass mein Kind sich gut ernährt?



Montag, 27. Juni 2016

Serie: The big 20 - Folge 11: Kiwi

Im Winter gab es Äpfel, Äpfel, Äpfel. Die sind wertvoll, lecker, vielseitig. Aber ein bisschen Abwechslung brauch ich ab und zu einfach. Nur sehr viel schmackhafte Alternativen gibt es in der kalten Jahreszeit eben einfach nicht. 
Der Winter liegt definitiv weit hinter uns, der Blick aus dem Fenster verrät momentan aber nicht unbedingt die Saison...
Kiwi kommt zwar zugegebenermaßen von weit her, aber dafür schmeckt sie immer gut
"Eine einzige Kiwi deckt den Tagesbedarf eines Kindes" an Vitamin C - ein Erwachsener braucht dafür zwei. Das schaffen wir mit der Ernte der Früchte in unserem Garten (noch) lange nicht, dank dieses Schiet-Wetters... also muss der grüne Exot aushelfen.

Der Junior lässt sich von der Tatsache, dass es "schon wieder Gewitter" gibt, natürlich nicht vom Eis essen abhalten. Letzte Woche, als tatsächlich kurz mal echtes Sommerwetter war, erzählte er freudestrahlend nach dem Kindergarten:
"Wir waren heute Eis essen."
"Oh, cool. Und, was hast du genommen?"
"Vanille. [Pause] Uund, weißt du, was Lina genommen hat?"
"Nee, was denn?"
"Schwarzer Teller."
Ich pruste unfreiwillig. "Stracciatella, meinst du."
"Ja, Schwazzatella."

Herrlich, aber auf Dauer quält mich das schlechte Gewissen ob des enormen Fertig-Eis-Konsums... Wie gut, wenn ich da eine Alternative im Tiefkühler habe, die ich im jederzeit reinen Herzens geben kann. Der Nachwuchs fand das gefrorene Obst, zum Glück!, sogar ohne Schoko-Glasur sauer-lecker.


Kiwi-Schoko-Eis am Stiel

Zutaten:

grüne oder gelbe Kiwi
dunkle (70 %) Schokolade
etwas Butterschmalz oder Butter oder Palmin

Kiwi schälen und in etwa 1,5 cm breite Scheiben schneiden (quer). Schokolade mit ein wenig Fett (für den Glanz) im Wasserbad schmelzen.
Holz-Eis-Stiele bereit legen oder Schaschlik-Holzspieße halbieren. Je eine Kiwi-Scheibe so aufspießen, dass es wie ein runder Lolli aussieht. In die Schokolade tauchen und abtropfen lassen.
Spieße am Besten in einen Styropor- oder Schaumstoff-Block (z.B. einen Schwamm) stecken und trocknen lassen. Dann ins Tiefkühlfach stellen.


Bereits bei "mit Kind und Koch":
Apfel-Kiwi-Kaltschale


Quellen: Gabi Eugster "Kinderernährung gesund & richtig" - 2012, Rezeptidee von alldaychic

Montag, 6. Juni 2016

Zucker ist nicht gleich Zucker

Fasching im Kindergarten. Der Junior freut sich wie Bolle.
Es gibt ein Buffet, jeder soll etwas mitbringen. Ich schaue mir also die Vorschläge auf dem Plakat an, auf dem man sich eintragen kann. Der Junior war ein paar Tage krank und ich stelle fest: alles schon vergeben, außer dem Rohkostteller. Tja.


Na ja, dass das nicht der beliebteste Beitrag sein wird, neben Gummibärchen, Pommbären *augenverdreh* und Keksen, ist mir klar. 
Also stehe ich im Morgendunkel in der Küche und schnitze Gesichter in Minigurken und fülle sie mit Frischkäse, damit sie aussehen wie Geister (nein, das ist nicht so aufwändig wie es klingt) und der Teller wenigstens ein bisschen was her macht.
Als meine Mutter den Nachwuchs samt Dino-Kostüm und Resten nachmittags in bester Laune nachhause bringt, bin ich dann aber doch geschockt. Der Teller ist noch VOLL. Ich meine, ehrlich, da fehlen höchstens 3 Teile. Aufgerundet!
Ach kommt, Kiddies, ehrlich?!

Tja, das ist wohl der Lauf der Dinge - das in uns angelegte Programm "süß = selten > Her damit!" werden wir nicht los.

Freitag, 20. Mai 2016

20. Mai: Food Revolution Day

Jemand wie ich, der mit einem Koch verheiratet ist und sich außerdem so intensiv mit dem Thema Kinderernährung beschäftigen, kommt an Jamie Oliver kaum vorbei.  
Der Mann war der erste coole Fernsehkoch, machte Kochbücher für meine


Generation salonfähig und hip. 
Dazu beschäftigt er sich seit mehr als 15 Jahren mit dem Thema gesunde Ernährung für Kinder. Hat Schlagzeilen gemacht, weil er das englische Schulessen angeprangert, Eltern beschimpft und letztlich dafür gesorgt hat, dass es dort keine Süßigkeiten und Softdrinks mehr in den Kantinen gibt. Er hat sich mit der Lebensmittelindustrie und McDoof angelegt. Er hat mit endlos vielen Kindern gekocht, ihnen gutes Essen näher gebracht und ist schier verzweifelt, wenn sie Tomaten für Kartoffeln hielten. 
Er will sich nicht damit abfinden, dass manche Kinder auf der Welt zu viel Mist essen (müssen), während andere verhungern. Das verdient meinen Respekt.

Auch wenn ich mir wie immer, wenn einer so ne große Nummer wird, nicht sicher bin, wie viel davon noch Herzblut ist, und wie viel Money Making Machine. (Man lese sich mal die Terms of Use und die Privacy Policy bei der Registrierung durch...) Die Sache an sich ist in jedem Fall unterstützenswert; und wenn einer sein Gesicht dafür in jede Kamera hält, dann bringt das den Inhalt zu den Menschen - und da muss er schließlich hin.
Wichtig ist doch, dass jeder das tut, was in seiner Macht steht und das, was er weiß und kann zum Thema Kinderernährung in die Welt trägt - ob nun im Großen oder im Kleinen. Nichts anderes tue ich hier, oder wenn ich allen in meinem Bekanntenkreis die selbstgezogenen Tomatenpflanzen aufs Auge drücke *zwinker* ...weil ich die Liebe zum Essen und Kochen weitergeben will!

Heute ist "Food Revolution Day", über eine halbe Million Menschen machen mit, indem sie eines der 10 ausgewählten Rezepte nachkochen, Aktionen in Schulen und Kindergärten durchführen oder einfach zuhause mit ihren Kindern kochen. Also: gebt auch ihr die Liebe weiter! 

"[...] if we speak out now as one united, global voice, we have the power to make meaningful, lasting change in the way our children access, consume and understand food."


Quelle: Jamie Oliver, Welcome to the food revolution 

Montag, 11. April 2016

Du bist was Du isst?!

Oh, wie ich diesen Spruch hasse! Ja, HASSE.
Ich bin also fettige, matschige Lasagne, und Du bist ein Grünkohl-Apfel-Smoothie?  Ich bin also disziplinlos und fett... und Du bist hip und rank und schlank...? Ja? JA?!
Ich sag nur Essen in gut und böse einteilen



Anfang März fand ein Kongress der Deutschen Gesellschaft für Ernährung unter dem Motto "Der Mensch ist, was er isst" statt und bezog sich dabei ebenfalls auf das Zitat von Ludwig Feuerbach aus dem 19. Jahrhundert. Weniger wörtlich wird es dort verstanden, sondern als Ausdruck dafür, dass "Essen, Nahrung und Ernährung [...] wichtige Ausdrucksmittel für soziale Beziehungen und Kommunikation" sind. So weit herrscht denke ich Einigung.

Aber auch im wörtlichen Sinne: Wer nur Mist isst, kann von seinem Körper nicht erwarten, dass der das alles ausgleicht und trotzdem strotzt vor Energie und Gesundheit.
Aber was genau "Mist" ist, das ist eben die Frage. Denn dass eine gesunde Ernährung immer aus der Summe der Teile besteht, und es deshalb nie ein Lebensmittel alleine ausmacht, das hatten wir ja schon.

Und auch die Menge, die ein Mensch essen kann bzw. sollte ist eben von vielen Faktoren abhängig und nur in Normen darzustellen, in die der Einzelne, vor allem als Kind, mehr oder weniger gut hinein passt - ich sag bloß Entwicklungsschub...

"Im Hinblick darauf, wie viel sie essen, scheinen Kinder [...] eine erstaunliche Fähigkeit der Selbstregulierung zu haben," stellt Alfie Kohn fest. "Es sei denn, wir versuchen, das Kommando über ihren Körper zu übernehmen. Vor ein paar Jahren führten zwei Ernährungswissenschaftler* [...] einen faszinierenden Versuch durch. Sie beobachteten 77 Kinder zwischen zwei und vier Jahren und brachten in Erfahrung, inwieweit ihre Eltern Kontrolle über ihre Essgewohnheiten auszuüben versuchten. Sie stellten fest, dass" den stark kontrollierten Kindern "die Fähigkeit, ihre Kalorienaufnahme zu regulieren, abhanden gekommen war. [...] Die Kinder [...] hörten auf, den Hinweisen ihres Körpers darüber, wann sie Hunger hatten, zu vertrauen. Eine Folge: Viele von ihnen begannen schon dick zu werden."

Kontrolle bedeutet eben auch, seine persönlichen Vorstellungen auf das Kind zu übertragen und Essen ein Image zuzuschreiben, das da eventuell gar nicht hingehört. Insofern ist beim Thema Kinderernährung weder überschwengliches Lob noch regelmäßiger Tadel oder Druck angebracht. 
Stattdessen sollten wir lieber auf die angeborene somatische Intelligenz unserer Kinder vertrauen - also "die Fähigkeit des Körpers, durch Lust, Geschmack, Abneigung und Bekömmlichkeit zu zeigen, was er braucht und was nicht." so beschreibt es Thomas Frankenbach, der den Fachbereich Ernährung und Bewegung in einer Rehaklinik leitet und schon einige Bücher zum Thema veröffentlicht hat.

Kinder können das - wenn wir es Ihnen nicht abtrainieren. Aber auch für Erwachsene gilt: indem ich meine Wahrnehmung schule, auf meine körperlichen Signale achte (statt sie immer wieder zu ignorieren) - vor, während und nach dem Essen - kann ich für eine optimale Ernährung sorgen, ohne Diät, Ernährungsplan & Co. Vorraussetzung: ZEIT, keine Ablenkungen, sprich: Essen ohne Autopilot.

Eine Einteilung von Essen in gut/schlecht ist nicht richtig und nicht nötig wenn man auf die somatische Intelligenz vertraut und sich bewusst ist, dass jeder Mensch anders ist - und deshalb anders isst.
Achtsam sein bedeutet hier eben auch: nicht werten, sondern gegenwärtig das erleben, was passiert. Wenn es mir nicht gut tut, darf und sollte ich aufhören.

"Eine optimale Kost ist die, auf die wir Lust haben, die uns schmeckt und die uns gut bekommt. Dann haben wir das Wollen und Brauchen vereint und keine Gewichtsprobleme mehr, weil eine Kost, die dick macht, unseren Gelenken und unserem Wohlbefinden eben gar nicht gut tut. Das Ergebnis sind in der Regel glücklichere Menschen" so Frankenbach über seine Erfahrungen mit somatischer Intelligenz.

Das klingt gut. Du bist was Du isst?! 
Du isst was Du isst! Und zwar am Besten das, was Dein Bauch Dir zugrummelt, wenn Du ihm gut zuhörst.

Quellen: Alfie Kohn "Liebe und Eigenständigkeit" (S. 70/71),  Interviews mit Thomas Frankenbach über somatische Intelligenz im SPIEGEL und und in der Brigitte 7/2015, 53. DGE-Kongress 
*Johnson und Birch aus Illinois

Sonntag, 6. März 2016

Das bittere Ende? Chicorée-Salat

Ich hab mir vorgenommen, öfter Chicoree zu essen. 
Auch wenn es dieses Lebensmittel nicht in die Big 20 geschafft hat, hat es viel zu bieten: er ist u.a. reich an Vitamin B1 und B2 sowie Calcium, ist also eine gute natürliche Vitaminquelle im Winter. Seine Bitterstoffe regen außerdem die Verdauung an und die große Menge an Inulin macht ihn zu einer exzellenten Quelle für lösliche Ballaststoffe - und die füttern ja die besten Freunde des Darms.
Ja, richtig gehört, Ballaststoffe. Wer da nämlich nur an Müsli-Papp und Körner denkt, ist schief gewickelt.

Allerdings bin ich nicht so der Bitter-Fan... und der Koch noch weniger. Eine kurze Recherche ergibt: 5 Minuten in warmes Wasser legen hilft angeblich gegen die Bitterkeit. Hm, da verlieren wir zwar ein paar der wertvollen Inhaltsstoffe, aber wenn wir dann mehr davon essen, rechnet sich das vielleicht. Also, versuchen wir's.


Quelle: Chicorée-Zeichnung von pflanzenforschung.de
  
Der Koch und ich waren mehr als überrascht, wie gut der rohe Chicorée schmecken kann - und überhaupt gar nicht bitter! Wir waren begeistert, der Junior ebenso und die Schüssel war ruck-zuck leer...

Wirklich fasziniert war ich aber erst, als ich nach dem letzten Bissen Salat einen Schluck von meinem Brombeer-Pfefferminz-Ti genommen habe. Boah, volle Kanne Bitter-Attacke! Wie kommt denn das? Reagiert da etwas mit der Pfefferminze? Oder mit der Brombeere? Oder der Zitronensäure?
Wo sind die Chemiker, wenn man sie mal braucht?

Der kleine Mann war auch völlig hingerissen und hat das Experiment gleich mehrmals gemacht: Chicoreesalat - mh, lecker. Schluck Tee - bäh!
Chicoreesalat - mh, lecker. Schluck Apfelsaft - AHA, immer noch lecker!
Ich würde sagen: Zufälliger ernährungspädagogischer JACKPOT!

Möglicherweise sitzt da ein zukünftiger Wissenschaftler am Tisch? Vielleicht bringt der die Ernährungswissenschaft mal auf Trab! 
Ach, ist das nicht herrlich, was man alles in ein Kind hinein interpretieren kann...! 


Chicorée-Salat mit Apfel und Ei

Zutaten:

ergibt etwa 4 Portionen

3 violette oder grüne Chicoréeköpfe
1 Apfel
2 hartgekochte Eier
1 Schalotte
Distel- oder Sonnenblumenöl
Joghurt, 3,8% Fett 
Senf, mittelscharf
weißer Balsamicoessig
etwas Salz
frisch gemahlener Pfeffer 
etwas Zucker
etwas Schnittlauch


Eier hart kochen und abschrecken. Strunk des Chicoree großzügig entfernen und Blätter ca. 5 Minuten in lauwarmes Wasser legen, danach abtropfen lassen oder trocken schleudern. Apfel gründlich waschen, entkernen und in kleine Würfel schneiden. Schalotte schälen und ebenfalls würfeln. Für das Dressing 2 EL Öl mit 4 EL Joghurt, 2 EL Essig und 1 EL Senf gründlich verrühren, würzen und abschmecken. Zwiebel- und Apfelwürfel unterrühren.
Chicoree in Streifen (etwa 0,5 cm) schneiden und Dressing über den Chicorée geben. Die hartgekochten Eier schälen und in Würfel schneiden und über den Salat geben. Mit Schnittlauch bestreuen.

Sonntag, 28. Februar 2016

Essen ohne Autopilot

Inzwischen lese ich sogar den Begriff "Achtsamkeit beim Sex"... und befürchte, jetzt wird es zu einer bloßen Trend-Hülle verkommen.
Obwohl das Thema selbst bei körperlicher Liebe nicht fehl am Platz ist, denn Achtsamkeit ist ein ganzheitliches Konzept. Schließlich ist es möglich, ALLES achtsam zu tun.

Was ist denn aber überhaupt Achtsamkeit? 
Puh... Gemeint ist damit meist Achtsamkeit nach Kabat-Zinn, kurz gesagt:  
eine Form der Aufmerksamkeit, die absichtsvoll, gegenwärtig und nicht wertend ist.  
Das Grundkonzept kommt aus der buddhistischen Tradition. Dr. Kabat-Zinn hat daraus "Mindfulness based stress reduction" (MBSR) entwickelt, eine Methode zur Stressbewältigung, die sich u.a. auch bei chronischen Schmerzzuständen als sehr wirksam erwiesen hat. Nichts rein Mystisches, nein, wissenschaftliche Erkenntnisse.
Kein Wunder also, dass das im Trend liegt - in Zeiten, in denen viele Menschen mit den Begleiterscheinungen der modernen beschleunigten, reizüberfluteten Welt kämpfen, und sich mehr und mehr gestresst fühlen. Mir jedenfalls hat ein MBSR-Seminar in einer völlig erschöpften Lebensphase sehr geholfen.

Was aber hat das jetzt mit dem Thema Ernährung zu tun?


Nach meinen positiven Erfahrungen mit dem Thema Achtsamkeit bin ich irgendwann dem Buch "Schlank durch Achtsamkeit" begegnet. "Ach was," hab ich gedacht und zugegriffen. Obwohl das bei näherer Überlegung eigentlich ein ziemlich schwachsinniger Titel ist. (Sorry...) Der Untertitel "Durch inneres Gleichgewicht zum Idealgewicht" ist zwar besser, aber auch nicht wirklich. Was ist denn das Idealgewicht? Wer bestimmt das? Der BMI? Der BAI (Body-Adiposity-Index)? 
Nee... Dass ich davon nichts halte ist klar. Idealgewicht nur wenn gemeint ist, dass ich mich dann "ideal" fühle. Aber die Idee, bewusster zu essen, daran bleibe ich immer wieder hängen.

Wie oft sind wir beim Essen zweitbeschäftigt? Nicht wirklich bei der Sache, weil der Fernseher läuft oder wir ein Auge auf Computer, Smartphone oder das Kleinkind haben? In Gedanken schon den Einkaufszettel schreiben, oder das nächste Telefonat führen? Wie oft erwische ich mich, dass ich bei der Arbeit esse, weil ich ja sonst nicht dazu komme...? Dass es bei so viel Ablenkung schwierig ist, wirklich präsent zu sein, mit allen Sinnen, ist klar.

Das was Essensanfänger noch tun - Essen mit dem Mund erforschen, mit der Zunge befühlen, den Duft aufsaugen, ewig im Mund zerkauen, zermatschen (und manchmal anschließend wieder aus dem Mund nehmen und betrachten oder befühlen), das machen wir Erwachsenen längst nicht mehr. Nicht nur der sozialen Konvention wegen. So viel Zeit nehmen wir uns schlicht gar nicht.

Nicht umsonst gibt es (immer noch) so viel Angebote bei Fast und Convenience Food. Fast Food geht zwar auch gesund, denn wie schnell ein Essen hergestellt wurde, sagt noch nicht zwangsläufig etwas über dessen Qualität. (Daher auch der neue Trendbegriff "Fast Good.") Wenn Fast Food jedoch heißt, dass man alles unachtsam und schnell, schnell in sich hinein schlingt, dann ist das auf Dauer definitiv ungesund.

Wie kann uns jetzt Achtsamkeit da helfen? 
Der klassische Einstieg in ein MBSR-Seminar ist das ganz bewusste, sehr langsame ESSEN einer Rosine. Für viele Teilnehmer eine völlig neue Erfahrung, die tatsächlich sogar Disziplin benötigt - den Impuls einfach zu schlucken, muss man da mehrfach unterdrücken.

Unsere Aufmerksamkeit ist oft beim ersten Bissen/Löffel noch da, und meistens auch beim letzten (wohl hauptsächlich weil wir wissen, dass es der letzte ist...) - aber den Mittelteil, den "verschlafen" wir oft völlig. Autopilot.
Deshalb kann es ein Augen-öffnendes Erlebnis sein, wenn man alle Sinne "einschaltet" und an das Essen heran geht, als wäre es die erste Rosine des Lebens.

"Es ist vielleicht weniger wichtig, was wir essen, als dass wir es bewusst tun. Wir sollten wieder spüren lernen, ob ein Lebensmittel uns gut tut oder nicht. Genießen wir unser Essen mit dem Wissen, wie viel Energie hineingewandert ist, die uns jetzt Kraft gibt." sagt auch der Schulmediziner Grönemeyer.

Achtsames Essen beinhaltet die Möglichkeit, dass alle sonstigen Gefühle, alle ungünstigen Mechanismen, die eigentlich nicht zum Essen gehören sollten, in den Hintergrund treten. Wenn ich mich voll auf das Erlebnis Essen einlasse, ist kein Platz für diesen Quatsch.
So ist es auch leichter, sinnvolle Entscheidungen zu treffen: bin ich satt, oder habe ich noch Hunger? Tut mir das Essen gut, oder spüre ich, dass ich es eigentlich nicht essen sollte? Einfach weil es keine Ablenkungen gibt, die diese Dinge überdecken.

Nein, das mache ich nicht jeden Tag. Aber es kann mir doch nur gut tun, mich immer wieder daran zu erinnern, mir Zeit zu nehmen - für mich, für meinen Körper, für mein Essen.

Sind nicht die Momente im Leben die schönsten, die wir mit allen Sinnen, in vollen Zügen genießen?
Bisschen kitschig, sagt der Koch. Ja. Aber auch wahr.


Quellen: Roland Pierre Schweppe "Schlank durch Achtsamkeit" - 5. Auflage, Dietrich Grönemeyer "Der kleine Medicus" - 3. Auflage 2005 (S. 177)

Mittwoch, 30. Dezember 2015

Silvester-Tradition

Wer schon mal mit uns den Jahreswechsel verbracht hat, der weiß: Wir essen Raclette. 
Das ist so ziemlich sicher wie das Amen in der Kirche. 
Und auch sicher ist: Dazu darf Eiersoße nicht fehlen.

Die hat mein lieber Opa schon immer gemacht, das hat bei uns in der Familie Tradition und der Koch hat die liebend gerne mit übernommen.
Weil es einfach gut passt, zu Kartoffeln, zum Raclettekäse, zu Weißwein, Sekt & Co.

Wenn man Nachwuchs bekommt, ändert sich so ziemlich alles. VOR ALLEM Silvester. Zum einen weil da so ein kleiner Mensch mit in die Rechnung gehört, der seine eigenen Bedürfnisse und später auch seinen eigenen Kopf hat. (Ich sage bloß Feuerwerk 2 und Feuerwerk 3... Feuerwerk 1 hatte er noch komplett verpennt.) 
Zum anderen weil man in dieser Nacht schwierig an einen Babysitter kommt und mit Kind nicht mehr unbedingt Lust hat, auf den üblichen Silvester-Party-Ablauf...
Aber diese Tradition, die konnten wir wunderbar mit in unser "neues Leben" mitnehmen. Auch wenn der kleine Mann wahrlich kein Eier-Fan ist. Aber wer weiß, vielleicht kommt er dieses Jahr auf den Geschmack.

Jetzt überlege ich nur gerade, ob ich mich traue, ein klein bisschen mit der Tradition zu brechen und den Avocado-Eiersalat der Küchenchaotin auszuprobieren... mh. Ich muss in mich gehen...

"mit Kind und Koch" wünscht einen guten Rutsch!



Opa Martins Eiersoße

Zutaten:

1 Ei pro Person + 1 weiteres Ei, hartgekocht
Naturjohurt (wer möchte, kann auch zur Hälfte griechischen Joghurt nehmen)
etwas Senf, je nach Geschmack, etwa 1-2 EL
ein paar Spritzer Worcestersauce, im Notfall geht auch Sojasauce 
etwas Zwiebelgranulat 
Salz
Pfeffer 
Schnittlauch

Dazu: Raclette


Eier anpieksen und hart kochen. Etwas auskühlen lassen.
Eier pellen und mit einem Messer grob hacken. Hälfte der Eier dann noch etwas feiner hacken oder mit einer Gabel in einer Schüssel zermatschen. Mit Naturjoghurt, Worcestersauce und Senf verrühren, sodass eine dicke Soße entsteht. Mit Zwiebelgranulat, Salz und Pfeffer abschmecken.
Nach einiger Zeit die Soße nochmal abschmecken, meistens braucht sie noch Salz. Mit Schnittlauch bestreuen und anrichten.

Zu Silvester bereits bei "mit Kind und Koch":
Post-weihnachtliches Trifle aus (Leb-)Kuchenresten


P.S. - Wenn ich das Rezept-Buch noch wiederfinde, gibt es an Neujahr ein Rezept zur Resteverwertung von Raclettekäse!

Mittwoch, 23. Dezember 2015

Tomatensauce mit Feigen

Bevor die Weihnachts-Schlemmerei beginnt, bei der es bei uns - wahrscheinlich wie in den meisten deutschen Familien - fast jeden Tag Fleisch gibt, tue ich uns schnell noch was vegetarisch-Gutes. Außerdem muss ich vor morgen noch ein bisschen die Küche aufräumen. Dachte ich.

Meine liebe Mutter hat uns zu Nikolaus getrocknete Feigen geschenkt. Hauptsächlich, weil sie einen Feigenbaum im Garten hat, den sie den ganzen Sommer mit ihrem Enkel gehegt und begutachtet hat. Nun wollte sie dem kleinen Mann zeigen, wie die aussehen und schmecken, wenn man sie trocknet. Er mag nämlich eigentlich fast alle Trockenfrüchte.
Nur blöd, dass in unserer Familie niemand Feigen mag. Wie wir jetzt wissen, auch der Junior nicht, selbst getrocknet. Auch meine Mutter hat nur deshalb einen Feigenbaum, weil sie ihn schön findet.
Nun. Auch wenn ich den ernährungspädagogischen Ansatz meiner Erzeugerin grundsätzlich unterstütze... jetzt hab ich da in der Küche getrocknete Feigen liegen. Und frage mich, was ich eigentlich damit machen soll.

Spaghetti mit Feigen-Gorgonzola-Soße, die eine liebe Freundin von mir mal gemacht hat, hat mich erstaunlicherweise überzeugt. Damit brauch ich dem Koch aber nicht kommen. Der kann so kräftigen Käse nicht wirklich leiden. Also etwas anderes... Nudeln mit Tomatensauce geht irgendwie ja immer. Und wenn da mal was Neues mit drin ist, find ich das eh spannend, siehe Sesam-Tomatensauce.

Vegetarisch und kindgerecht, das ist es doch. Wie gesagt, dachte ich. 
Das Original-Rezept war handwerklich allerdings ziemlicher Mist (Warum werden die Feigen nicht mit angeschwitzt? Und da soll jetzt noch Zucker dazu? Na gut...), und so kam es, dass das Ergebnis süß wurde. 
Ziemlich süß. Ketchup-süß. 
So süß, dass der Koch entschieden hat, dass da noch Speck dazu muss, zum Ausgleich. So viel zu meinen vegetarischen Plänen...
Aber die Kombination Tomate-Feige ist tatsächlich interessant. Findet selbst der Koch. Und wenn man den Zucker weglässt, wird es auch nicht so süß.

"mit Kind und Koch" wünscht Frohe Weihnachten!

Tomatensauce mit Feigen

Zutaten:

1 Dose Tomaten
1 Zwiebel
etwas Knoblauch, der Chinesische oder 1 Knoblauchzehe
etwas Olivenöl
2-3 EL weißer Balsamico-Essig 
ca. 40 g getrocknete Feigen
Salz
Pfeffer
ev. Cayennepfeffer

Dazu passen Gnocchi. Und - wer möchte - Bacon, knusprig angebraten und darüber gebröselt.


Zwiebeln grob würfeln, die Feigen ebenfalls. Knoblauch fein würfeln. Die Zwiebeln in Öl vorsichtig etwa 10 Minuten anschwitzen. Knoblauch und Feigen dazu geben und mit anschwitzen, bis alles schön aromatisch-süß riecht. Mit Essig ablöschen. Tomaten dazu geben, salzen und umrühren.
Etwa eine halbe Stunde kochen lassen.
Die Sauce etwas abkühlen lassen und pürieren. Mit Salz und Pfeffer und ev. Cayennepfeffer abschmecken.


Quelle: Rezept sehr frei nach Melimeloo

Freitag, 20. November 2015

Kein Abendessen

18 Uhr. Der kleine Mann ist müde. Seeehr müde.

Ich sage: "Willst du vielleicht einfach schnell ein Brot essen und dann ab ins Bett?"
Er hebt mühsam die schweren Augen. "Mmh?"
"Möchtest Du ein Brot essen?"
Stille.
"Nein, ich möchte Abendessen."
"Ja, ich meine ja, möchtest du ein Brot zum Abendessen?"
Er schaut mich an.
"Pfff. Maama, ein Brot ist doch kein Abendessen."

Sonntag, 15. November 2015

Serie: The big 20 - Folge 10: Kidneybohnen & Co

'Oha. Das wird ne schwere Nummer' hab ich gedacht, als ich gelesen habe, dass die nächste Big 20-Folge "Kidneybohnen & Co" heißt.
Ich - mag - keine - Kidney - bohnen. Gar - nicht. 

Je mehr Big 20-Folgen ich schreibe, bzw. plane, desto mehr fällt mir auf, wie viele Dinge ich nicht gerne esse. Ich vermute, das liegt daran, dass ich sie als Kind einfach nie oder zu selten probiert habe. Umso besser, dass der Junior all diese Sachen schon allein wegen mit Kind und Koch kennen lernt - nur dafür lohnt es sich schon, das zu machen. Auch wenn das mit der Wiederholung, durch die Kinder sich an Geschmack gewöhnen und langfristig zu schätzen lernen, ehrlicherweise nicht bei allen Lebensmitteln gleichermaßen klappt.

Nun ja, das ist jetzt erstmal die Halbzeit der Serie, und ich kann freilich eine "Revisited"-Serie dran hängen, damit sich die Zutaten auch wirklich in unserem Leben etablieren.
Derweil mache ich es mir - relativ - einfach, und wähle für solch herausfordernde Ingredienzien Rezepte, bei denen es möglichst wahrscheinlich ist, dass sie uns schmecken. 

Der Koch: "Ich wollte eh schon länger mal einen Bohnen-Burger machen." Ja. Das ist gut. Die Dinger zerkleinern, sodass ich nicht pur darauf herum kauen muss, das ist psychologisch optimal. Frau Eugster pflichtet bei: "Die violetten Kidneybohnen [...] schmecken vielen Kindern richtig gut. Sie bringen Farbe in den Salat [...] oder werden zerdrückt in Burgern verwendet."
Besonders wertvoll sind sie, weil sie "viele Kohlehydrate, Eiweiß sowie namhafte Mengen an Ballaststoffen" enthalten und "Phytoöstrogene, die Krebs vorbeugen." Na das tun sie schließlich auch zerdrückt.

Ergebnis? Der kleine Mann wollte nicht glauben, dass kein Fleisch drin ist. Ich schätze, er dachte so ungefähr: 'Das ist halt einfach mal wieder ein leckerer Burger von Papa. (Und da ist immer Fleisch drin.)' Der wiederum war selbst auch sehr begeistert vom Ergebnis. Na, und ich? Ich fand's gut. Einfach gut.
Hey, ich kann Kidneybohnen essen! Ich hab's geahnt, das Bekehren-Label brauch ich öfters...

Kidneybohnen-Burger mit Aprikosensauce

Zutaten:

ergibt 4 mittelgroße Burger-Patties


1 Dose rote Kidneybohnen
4 EL Haferflocken, fein
1 EL Mehl
1 große Karotte
1 große Zwiebel, weiß oder rot
etwas Knoblauch, wenn möglich Chinesischer, Menge etwa wie eine Zehe
schwarzer Pfeffer
gemahlener Koriander
Petersilie, TK 
Salz 
2 EL Öl
1 EL Aprikosenmarmelade
1 EL Ketchup 
1 EL Senf
etwas Salat
einige Scheiben Salatgurke
einige Scheiben Tomaten 

Dazu: Burgerbrötchen


Kidneybohnen abgießen und mit der Hand oder einer Gabel zerdrücken. Von der Zwiebel einige Ringe abschneiden, den Rest ebenso wie den Knoblauch würfeln, die Karotte raspeln. Mit Mehl, Haferflocken, Gewürzen und Kräutern zur Bohnenmasse geben und gut vermischen. Zu Burger-Patties formen und in Öl von beiden Seiten goldbraun anbraten.
Aprikosenmarmelade, Ketchup und Senf zu einer Burgersauce vermischen. 
Salat waschen und trocken schleudern. Tomate und Gurke ebenso waschen und in Scheiben schneiden.
Burgerbrötchen-Unterteil mit Sauce bestreichen, Gurke, Salat und Tomate darauf legen, danach den Bohnen-Patty darauf. Nach Geschmack Sauce auf das Brötchen-Oberteil streichen und auf den Burger setzen.

Quellen: Gabi Eugster "Kinderernährung gesund & richtig" - 2012, Rezept frei nach Bohnenburger von Vegan Guerilla

Sonntag, 8. November 2015

In eigener Sache: Der 100ste Post

Der erste kleine Meilenstein. *Schnief*
2 Jahre, 100 kleine Geschichten und - wenn mich die Blogger-Statistik nicht belügt - immerhin 4.700 Seitenaufrufe, eine Handvoll E-Mail-Abonnenten, die sich bisher noch nicht wieder abgemeldet haben (DANKE), und eine kleine Leserschaft, die mich irgendwie gefunden hat und 6 Hände voll sogar weiterempfohlen hat (DANKE).

Ich bin noch dabei, auch wenn es zwischendurch manchmal schwierig war, dran zu bleiben, neben der Arbeit und im Tumult eines Lebens mit einem jetzt dreijährigen Kindergarten-Kind. *wieder schnief*

Ich habe einen Korb voller Ideen, an denen ich noch arbeiten will (immer noch mehr Entwürfe in meinem Account als gepostete Artikel...). In die ich mich reindenken, einlesen, an denen ich verzweifeln und die ich am Ende doch zu Blog-Papier bringen will. 

Und wenn sie dann noch jemand liest und etwas damit anfangen kann, und wenn es nur ein kleines "Ach ja" oder ein Schmunzeln ist (so stelle ich mir das dann vor, wenn ich mich manchmal frage "Wozu machst du das im Internet?"), dann ist es einfach nur gut.

Meine Mutter schrieb mir mal: "Mir gefällt an Deinem Blog, dass Du von Dir selbst, von Eurem erlebten Leben, von Deinem Weg berichtest: unmittelbar, persönlich und konkret. Ich (als Leserin) kann mich Dir annähern, mich mitnehmen, inspirieren, informieren oder einfach unterhalten lassen, so lautet für mich Dein Angebot."
Ja, ja, JA!
KEEP 
READING
and
CARRY ON 

COOKING


I'll KEEP 
COOKING
 
and 
CARRY ON 
WRITING


P.S. - Der Koch nervt mich schon lange damit, dass die Schrift - weiß auf grau - so unleserlich ist und überhaupt die Vorlage Mist. Ich habe mich erbarmt, und starte in die nächsten 100 Posts mit einer neuen. Damit ist das erste Kapitel auch optisch abgeschlossen. Hach. Ich hab das Gefühl, ich hätte die ganze Wohnung neu gestrichen. *schiefgrins*

Donnerstag, 15. Oktober 2015

Nach dem Arbeiten kochen Oder: Grundregeln Fertigprodukte

Auf der Suche nach einem Rezept, irgendwo in den Tiefen des Internets, habe ich letzthin diesen englischen Spruch entdeckt: 'OK. I Lied. It Sucks to Cook after Work.'*

Und musste unwillkürlich grinsen. 
Nicht nur wer diesen Blog regelmäßig liest, auch  "Offline-Freunde" bekommen manchmal vielleicht den Eindruck, bei uns gibt es ausschließlich selbst gemacht / genial durchdacht / mit Liebe gekocht. Und sind dann ganz überrascht, dass ich auch aus eigener Erfahrung weiß, dass das neue "Rustipani" ganz lecker ist. 

Schön wärs, wenn wir jeden Tag die Zeit und Kraft hätten, jede Mahlzeit mit so viel Respekt und Aufwand zu begleiten, wie es die Rezepte hier oder unsere Essenseinladungen vielleicht vermuten lassen. Haben wir aber nicht.
Der kleine Mann geht jetzt in den Kindergarten und ich arbeite drei Tage die Woche bis zum frühen Nachmittag. Bis ich den kleinen Mann dann wieder eingesammelt habe, die Reste vom Frühstück weggeräumt, mit dem Junior übers Fernsehen/Süßigkeitenessen debattiert (und verloren) habe, die Spülmaschine eingeräumt und ... Halt, das ist jetzt genau die Detail-Jammerei, die fast alle Mütter kennen und die ich vermeiden wollte. Kommando zurück.

Kurz gesagt: Es gibt Tage, da ist Kochen der berühmte "Ausgleich" und die "Entspannung" (5 EURO ins Interview-Antworten-Phrasenschwein...). Aber es gibt andere, da hätte ich am liebsten, dass sich eine Klappe über mir auftut, und einfach nur "was zu Essen" rausfällt, ohne dass ich dafür mit jemanden reden, die Tür öffnen oder auch nur nachdenken musste.

Klar, wäre meine Wunschvorstellung, dass wir uns IMMER optimal ernähren, dass wir gesund und abwechslungsreich essen, dass wir Spaß dabei haben und dazu noch Zeit, immer wieder Neues auszuprobieren. Dass ich immer aus freien Stücken, ganz bewusst entscheiden könnte: "Ha, Ausnahme. Heute gibt es Tiefkühl-Pizza vor dem Fernseher." Statt "Oh Mann," *schulternhängenlass* "dann gibt es halt Pizza", weil ich heute einfach - nicht - mehr - schaffe. *gääähn*

Andererseits ist mir bewusst, dass das ganz schön viel gewollt ist wenn man eben nicht das 50er-Jahre Familie/Haushalt-Leben lebt. Also versuche ich mal, ganz achtsam, mehr Verständnis für mich selbst zu haben. Und es auch mal gut zu finden, was und wie viel ich schaffe.

Bevor ich allerdings in alte Fertigprodukte-Fallen tappe (ich hab ja auch schon ordentlich dagegen gewettert...), konzentrieren wir uns mal auf folgende Grundregeln zum Thema Fertigprodukte (im Folgenden "FP"), auf die der Koch und ich uns einigen können:
  • Nutze deinen Verstand - je kürzer die Zutatenliste eines FP, desto besser - Wenn ich dieses Produkt zuhause kochen/backen würde, welche Zutaten bräuchte ich? Hier sind aber noch viel mehr Zusatzstoffe drin, deren Namen ich nicht mal aussprechen kann? Finger weg!
  • Schnell schlecht ist gut - wenn ein FP im Supermarkt gekühlt wird und nur wenige Tage haltbar ist, spricht das dafür, dass wenig oder keine Konservierungsstoffe beigesetzt sind und deshalb auch nicht so viele Vitamine zerstört wurden wie in ungekühlten, haltbar gemachten Alternativen. 
  • Ungefähr wissen, was wofür gut ist - es gibt Fertig-Tomatensoße, da sind nur "normale" Zutaten drin plus Reisstärke - die sorgt für eine etwas dickere Soße, und damit kann ich leben. Auch wenn das bedeutet, dass möglichst viel billiges Wasser und möglichst wenig "teure" Tomaten drin sind.
  • Aus flüssig mach lieber nicht trocken - um eine Tüte mit trockenem Fix-Gericht inkl. Ei, Milch und Fleisch herzustellen, muss man in der Fabrik sehr viel arbeiten. Heißt, der Hersteller verwendet erst recht möglichst günstige Zutaten von geringer Qualität (ist ja später eh kaum mehr erkennbar), und hebt den Geschmack meist durch (billiges) Fett, Zucker und/oder Salz und ev. Glutamat/Hefeextrakt. Den Aufwand zahlt der Käufer natürlich trotzdem mit. Wenn ich einer Backmischung nur noch Wasser hinzufügen muss, ist vom Guten der ursprünglich enthaltenen Grundprodukte wie Milch, Butter und Eiern nicht mehr viel übrig.
  • Einmal hin, alles drin? - Jetzt mal ehrlich: ungekühlte Fertigmenüs, in denen Fleisch, Soße, Gemüse und Sättigungsbeilage enthalten sind, die ich mir gleichzeitig erwärme, sind nährstofftechnisch Mist. Und geschmacklich sowieso.
  • Die Reihenfolge ist kein Zufall - Zutaten werden in der Menge aufgelistet, in der sie im Produkt vorkommen. Man kann daraus die eigenen Schlüsse ziehen: Mango-Maracuja-Smoothie? Höchstens zu 20 %, der Rest ist Apfel. Möchte ich, dass der Junior "Babykekse" mit Zucker an zweiter Stelle isst? 
  • Viel Geld für Nichts - Ja, manche Fertig-Eis-Sorten haben eine erfreulich kurze Zutatenliste. Aber 510 g Eis in einer 1.000 ml-Packung? Normalerweise kann man bei Flüssigkeiten ml und g so ziemlich gleichsetzen. Ergo: fast die Hälfte ist Luft! Das macht nur die Industrie. Zuhause bekommt man ein cremiges Eis auch mit wesentlich weniger Luft (durch Rühren in der Eismaschine) hin. Und das besteht dazu noch wirklich aus Sahne und/oder Milch und nicht nur aus Wasser und billigem Pflanzenfett.
  • Nutze die systemischen Vorteile der Industrie - Dosentomaten werden vollreif geernet und dann konserviert - optimal für alle Gerichte mit lange gegarten Tomaten wie Soßen und Schmorgerichte. Genauso bei sog. "Monoprodukten" wie Tiefkühlgemüse (ohne Soße), -Obst (ohne Zucker) und -Kräutern: feldfrisch eingefroren halten sie lange und kommen frischer und vitaminreicher auf den Teller als nach langen Transportwegen in den Supermarkt. Das Gleiche gilt für Fisch, der seegefrostet ist - frischer geht nicht.
  • Nutze die Verfahren der Industrie - Getreide kann in der Fabrik sehr schonend vorgegart werden. Wenn es schnell gehen muss, sind im FP also ev. mehr Vitamine etc. erhalten, als im aufgewärmten Reis von vorgestern. Obst kann man im Backofen selbst trocknen - das frisst aber wesentlich mehr Energie als die Herstellung von Trockenfrüchten im großen industriellen Stil. (Allerdings setzt die Industrie häufig Schwefel bei, um die ansprechende Farbe zu erhalten.)
  • Die können das besser als ich - Manche Produkte bekommt man für einen attraktiven Preis im Supermarkt - und müsste sehr hohen Aufwand betreiben, um das Produkt in ähnlicher Qualität selbst herzustellen. Beste Beispiele: Strudelteig und Blätterteig.  
  • Ich weiß, was drin ist – Der Bäcker benutzt heute leider auch oft Backmischungen oder backt nur noch Teiglinge auf. Ich sehe aber auf der Bäckertüte nicht, was genau drin ist – auf abgepackten Backwaren aber schon. Für die, die eine Nahrungsmittelunverträglichkeit, z.B. ein Problem mit Laktose haben, ein großer Vorteil.

Ansonsten machen wir jetzt abends wieder öfter Brot. Also essen. Sprachliche Ungenauigkeit. Könnte jetzt wieder dazu führen, dass man glaubt, wir backen nach der Arbeit noch Brot... 
Wobei: Schlimm, dass ich jetzt schon wieder überlege, wie ich das Thema Abendbrot aufpeppen könnte...


Quellen: Eine ganz nützliche Übersicht hat auch eine Ernährungswissenschaftlerin der Uni Münster für den Stern erstellt, Artikel Nach dem Arbeiten kochen  
* Nein, das bedeutet nichts Versautes. :-)